Vertrauensvorschuss

Damit können wohl nicht viele Unternehmen in Deutschland dienen: Bei der Trierer Caritas Trägergesellschaft ist die finanzielle Krise seit Jahren Dauerzustand. Der einst nicht nur an der Mosel hofierte Manager Hans-Joachim Doerfert hat die ctt nicht nur gegründet, sondern auch zu Grunde gerichtet. Wegen seiner kriminellen Machenschaften sitzt Doerfert seit vier Jahren im Gefängnis. Doch unter den Auswirkungen seiner windigen Geschäfte und Finanzakrobatik leiden die Einrichtungen noch immer. Mit Peter Schuh und Dirk Wummel sind bereits zwei von "Kirchens" entsandte Manager an der Sanierung gescheitert. Der Gesundheitskonzern ist in ihrer vierjährigen Amtszeit zwar nicht untergegangen, doch finanziell konsolidiert ist er auch nicht. Im Gegenteil: Er kämpft weiter ums Überleben. Sichtbarstes Zeichen dafür: Kaum in Amt und Würden, hissen auch die neuen ctt-Vorstandschefs Thomas Thiel, Günter Merschbächer und Burkhard Nauroth schon das Pleite-Fähnchen. Die Trierer Trägergesellschaft muss einmal mehr in quasi letzter Sekunde vor dem Ertrinken gerettet werden. Das Zauberwort heißt Verzicht. Banken, Bistum und Beschäftigte sollen ihr Scherflein dazu beitragen, dass die ctt nicht untergeht. Für die 5500 Mitarbeiter der trudelnden Trägergesellschaft nichts Ungewöhnliches. Sie wurden in den letzten sechs Jahren schon mehrfach um einen Obulus oder um Stundung gebeten, wenn bei ihrem Arbeitgeber mal wieder Ebbe in der Kasse war. Dass Ärzte, Pfleger und Angestellte jedes Mal (wenn auch Zähne knirschend) zustimmten, hatte und hat natürlich mit dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes zu tun - gerade in der heutigen Zeit ein schwergewichtiges Argument. Aber: Sie taten es auch, um ihrem Unternehmen in einer schwierigen Situation zu helfen und im Vertrauen darauf, dass kompetente Manager den Kahn anschließend wieder auf Touren bringen. Diesen Vertrauensvorschuss der Mitarbeiter genießt seit gestern auch die neue ctt-Führungsspitze. Nun liegt es an den Herren Thiel, Merschbächer und Nauroth, das Beste daraus zu machen. Was das bedeutet? - Ganz einfach. Aus dem von einer Krise in die nächste schlitternden Unternehmen muss endlich ein schlagkräftiger Akteur auf dem deutschen Gesundheitsmarkt werden. Nur wenn das gelingt, hat das neue Führungstrio einen guten Job gemacht und haben sich die finanziellen Aderlässe der ctt-Mitarbeiter auch ausgezahlt. r.seydewitz@volksfreund.de

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