Viel Frustpotenzial

Lehrer, Erzieher, Prellbock für soziale Missstände – der Schulpädagoge muss inzwischen für vieles herhalten.

Lehrer, Erzieher, Prellbock für soziale Missstände – der Schulpädagoge muss inzwischen für vieles herhalten. Waren früher selbst Politiker mal schnell mit dem Klischee von den „faulen Säcken“ zur Hand, die nachmittags meist frei und jede Menge Ferien haben, kommen heute beim akademischen Nachwuchs nicht selten Sprüche wie „Lehrer – nein danke“. Wer will sich schon mit Schülern herum ärgern, die in jeder Stunde das Klassenzimmer fliegen lassen. Fest steht, dass Lehrer sich inzwischen erheblich gestiegenen Herausforderungen und Belastungen gegenüber sehen, die nicht wenige aus der Bahn werfen oder in den Vorruhestand flüchten lassen.

Lehrer müssen sich zunehmend als Ausputzer für gesellschaftliche Verwerfungen sehen. Eltern, die sich aus Zeitgründen oder eigener Überlastung nicht genug um ihren Nachwuchs kümmern, und Kinder, die in der Schule immer schwieriger zu integrieren oder schlicht unter Kontrolle zu halten sind, machen das Leben schwer. Dabei rächt sich in diesen extremen Situationen erst recht, dass in der Lehrerausbildung bisher die pädagogischen Aspekte und der Praxisbezug bei weitem zu kurz kamen. Zu spät merken viele, dass dieser Beruf nicht ihre Berufung, vielleicht sogar nur eine Notlösung ist. Und dann fehlt auch noch das handwerkliche Rüstzeug, mehr als nur Fachwissen an die Schüler zu bringen. Doch wer einmal im Beamtenstatus angekommen ist, tut sich schwer, zum eigenen Wohl und oft auch zu dem der Kinder den Absprung zu wagen. Das Fazit kann nur heißen: Nicht nur Schüler, auch Lehrer brauchen Hilfe. Mit der Ausbildungsreform ist ein erster Schritt getan.

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