Viel Rauch um nichts

Maler, Dachdecker oder Fliesenleger tun es schon längst. Im Internet buhlen sie um Kunden, unterbieten sich gegenseitig bei den Preisen. Der billigste gewinnt. Auch beim Autokauf ist der Blick ins Internet längst gang und gäbe.

Nur im Gesundheitswesen wird die Nase gerümpft, wird mit Klagen und Abmahnungen gedroht. Freier Wettbewerb? Ein Fremdwort. Und das in Zeiten, in denen Ärzte auf die Straße gehen, weil sie heftige Umsatzeinbußen zu beklagen haben. Während die Politik mehr Transparenz und mehr Wettbewerb fordert, hat sich im Internet längst ein funktionierendes System etabliert: Gute medizinische Leistungen werden zu akzeptablen Preisen angeboten. Not macht eben erfinderisch. Weil Zahnersatz für viele Versicherte mittlerweile zum unerschwinglichen Luxus geworden ist, lassen sie sich im Ausland die Zähne kostengünstig richten. Um die Praxen wieder voller zu bekommen, gehen immer mehr deutsche Zahnärzte den unkonventionellen, aber nicht verbotenen Weg der Internetauktionen. Das ist clever und bringt zusätzliches Geld in die Zahnarztkassen. Doch - typisch deutsch - die Neider stehen auf der Matte. Alles schon mal da gewesen. Als vor zehn Jahren ein Trierer Zahnarzt mit Internetwerbung anfing, machten ihm Kollegen die Hölle heiß, schleiften ihn vor Gericht. Und heute? Internetseiten sind längst zu Aushängeschildern für Ärzte geworden. Daher wird es in ein paar Jahren völlig normal sein, per Internet an sein neues Gebiss zu kommen. b.wientjes@volksfreund.de

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