Viel Rauch um wenig

Sicher lässt sich darüber streiten, ob ein Tabakwerbeverbot in deutschen Presse-Erzeugnissen zur Harmonisierung des EU-Binnenmarktes notwendig ist oder nicht. Doch im Kern geht die Diskussion an der Sache vorbei.

Jahr für Jahr sterben zehntausende Bundesbürger an den Folgen des Rauchens. Das Einstiegsalter ist stetig gesunken und liegt inzwischen schon bei knapp zwölf Jahren. Da liegt der Gedanke eigentlich nah, endlich gegenzusteuern, anstatt sich in juristischen Spitzfindigkeiten zu verlieren. Das Werbeverbot nach Lesart Brüssels ist jedenfalls nur ein stumpfes Schwert. Was nützt es, wenn die fröhlichen Bilder vom Tabakgenuss aus Illustrierten verschwinden, aber nicht von der Fassade am Zeitungskiosk, wo die Publikationen gekauft werden? Was bringt ein Verbot bei Internet-Anbietern, wenn der Marlboro-Mann weiter über die Kinoleinwand reitet? Schärfere Regelungen liegen natürlich ausschließlich in der Kompetenz der Bundesregierung. Wer ein absolutes Tabakwerbeverbot als Ohrfeige für Konsumenten oder Einschränkung der Pressefreiheit brandmarkt, dem sei gesagt, dass solche Verbote schon längst existieren. Für Drogen darf hier zu Lande genauso wenig geworben werden wie für verschreibungspflichtige Medikamente. Konsequenterweise müsste sich die Regierung dann aber auch von der Denkweise verabschieden, die Tabaksteuer als willkommene Einnahmequelle für ihren maroden Bundeshaushalt zu betrachten. Und sie wäre gehalten, in Brüssel Dampf zu machen, auf dass die EU nicht einerseits das Laster beklagt, andererseits aber den Tabakanbau jährlich mit einer Milliarde Euro subventioniert. Kein Zweifel: Gerade beim Nichtraucherschutz ist viel Scheinheiligkeit im Spiel. nachrichten.red@volksfreund.de

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