Viele bin Ladens

Derzeit herrscht Ruhe vor dem Sturm. Auch wenn die Geheimdienste momentan keine akute Gefahr durch Terroristen sehen, sollte nicht so getan werden, als ob die Amerikaner mit ihrem Sieg über Saddam Hussein mit einem Schlag den Terror auf der Welt bekämpft hätten.

Vielleicht sehen es das einige blindgläubige Anhänger von US-Präsident Bush so und feiern nun den angeblichen Erfolg auf ganzer Linie. Es wäre aber blauäugig zu glauben, durch den Fast-Durchmarsch der amerikanischen und britischen Truppen hätten sich nun alle Bombenwerfer, Giftmischer und Anhänger Osama bin Ladens voll Ehrfurcht und Angst vor der Übermacht der beiden Militärmächte verkrochen. Im Gegenteil. Durch das taktisch unkluge Auftreten als Besatzer, das den Anschein erweckt, der Irak soll zu einer britisch-amerikanischen Kolonie werden, dürften erst recht religiöse Fanatiker angestachelt werden, gegen die westliche Welt zu kämpfen. Der angebliche Befreiungsschlag der USA wird in absehbarer Zeit viele kleine bin Ladens hervorrufen, die eine, wenn auch nicht akute, so aber doch ständige Gefahr sein werden. Die USA sorgen mit ihrer Missionierung unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung dafür, dass der Hass auf die Weltmacht und ihre Verbündeten in der arabischen Welt weiter wächst. Der Sieg über Saddam Hussein hat den Terror ebenso wenig besiegt wie der Einmarsch in Afghanistan. In jeder Terrordrohung oder jedem Anschlag wird Bush die Rechtfertigung für seinen Feldzug gegen das Böse sehen. Dass er jedoch mit seiner Cowboy-Mentalität das Böse herausfordert und damit erst die Spirale der Gewalt in Gang setzt, ist für ihn unbegreiflich. b.wientjes@volksfreund.de

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