Vom Plausch vorm Ruhestand

Endlich wieder Sitzungswoche. Damit ist die parlamentarische Sommerpause beendet, es darf regiert werden. Der müde Schlagabtausch am Mittwoch bei der Debatte um den Kanzlerinnen-Etat hinterließ allerdings einen anderen Eindruck. Vor allem Peter Struck nuschelte sich durch seine Rede.

Am Freitag dann war zu beobachten, wie die Kanzlerin Innenpolitik macht: Zum Abschluss der Haushaltsberatungen nutzte Angela Merkel das Parlament als Informationsbörse. Fast jeder Minister wurde mit einem Pläuschchen bedacht. Und sie plauderte mit diesem oder jenem Abgeordneten. Die fühlten sich allesamt gebauchpinselt, man sah es an den Gesichtern. Kann ja nicht schaden, wird sich Merkel gedacht haben.

Kurt Beck nimmt es anscheinend wieder gelassen. Nach seinem Wutausbruch, er wolle sich den "Sch..." von den geliebten Parteifreunden nicht mehr bieten lassen, klopften ihm alle auf die Schulter. Auch die, die den "Sch..." verzapft haben. Also die ständig an ihm herummäkeln. In dieser Woche setzte er noch einmal nach, wenn auch milder: "Ich sehe niemanden, der an meinem Stuhl herumsägt", so Beck selbstbewusst. Um hinzuzufügen: "Sie wissen, dass, wenn man zu früh kräht, man meistens in der Suppe landet."

Peter Ramsauer, CSU-Landesgruppenchef, berichtete in dieser Woche von seinem Besuch in Paris als Begleiter von Edmund Stoiber, dem scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten. Der ist ja zurzeit auf internationaler Abschiedstour. Beim Gespräch mit der französischen Ministerin für Wirtschaft und Finanzen fragte die Madame, wie es Deutschland gelungen sei, die rote Laterne in Europa loszuwerden. Daraufhin sprudelte es nur so aus Stoiber heraus. "Die Dame ist kaum zu Wort gekommen. Die hat bestimmt dazugelernt", lästerte Ramsauer mit einem Augenzwinkern.

Edmund Stoiber ließ jetzt wissen, dass er kürzlich einen Brief vom ehemaligen SPD-Innenminister Otto Schily erhalten habe. Darin habe er ihm zum Trost geschrieben, dass auch ein Leben ohne Politik schön sein kann. Schon bemerkenswert, dass man dies einem Politiker extra mitteilen muss. Von Schily heißt es allerdings, er sei der einzige Spitzenpolitiker gewesen, dem es auch im Amt gelungen sei, pro Jahr acht Wochen Urlaub zu machen. Allerdings ist Schily - offiziell zumindest - noch gar nicht im Ruhestand. Er besitzt weiter ein Mandat im Bundestag.

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