Vorfreude statt Angst

Wer während des Sommer-Urlaubs ständig daran denkt, dass ihm ein Einbrecher gerade die Wohnung entrümpelt, der wird die Sonne nicht genießen können.

Wer während des Sommer-Urlaubs ständig daran denkt, dass ihm ein Einbrecher gerade die Wohnung entrümpelt, der wird die Sonne nicht genießen können. So ähnlich geht es denen, die sich aus Angst vor Gewalt jetzt schon die WM-Laune vergällen lassen. Bei der Fußball-WM 2006 kann es keine hundertprozentige Sicherheit geben, keinen garantierten Schutz vor einer Ausschreitung. Es bleibt ein minimales Risiko. Selbst dann, wenn man sämtliche Grenzen dichtmacht, alle ehemaligen und potenziellen Gewalttäter einsperrt, Alkohol-, Ausgeh- und Rede-Verbote erteilt, und die biometrischen Details der gesamten Weltbevölkerung sicherheitshalber in die Computer jagt. Das mag mancher Hardliner mit George-Orwell-Faible für eine prima Idee halten. Dabei ist die richtige Balance entscheidend, damit die WM zum Fest für alle wird. Viel hilft vielleicht viel. Zu viel ist aber gefährlich. Bei den Sicherheitsvorkehrungen heißt das: Die Polizei muss präventiv tätig und auch präsent sein, damit Hooligans nicht glauben, sie hätten leichtes Spiel. Omnipräsent darf sie nicht sein: Millionen Fußball-Fans dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Deutschland muss auch im Sommer 2006 ein freies Land sein. Daran darf die Furcht vor ein paar wenigen Chaoten nichts ändern. Außerhalb des Landes glaubt ohnehin niemand, dass eine Bürokratie- und Organisations-Republik wie Deutschland ernsthafte Gewalt-Probleme bekommen wird. Die Welt soll schließlich "zu Gast bei Freunden" sein, das setzt Vorfreude voraus. Pauschal-Misstrauen ist tödlich. Sonst werden die Zyniker Recht behalten: "Die Welt war zu Gast – in ihrem größten Knast." a.feichtner@volksfreund.de

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