Vorsicht, Bumerang!

Rund 27 000 Menschen haben innerhalb nur eines Jahres bei den Lebensberatungsstellen im Bistum Trier Hilfe gesucht - direkt oder bei Veranstaltungen. Zum Vergleich: Wittlich hat etwa 18 000 Einwohner, Bitburg 14 000. Damit wird klar, welche enorme Arbeit Lebensberaterinnen und -berater (nicht nur des Bistums) Tag für Tag leisten, ohne dass eine breite Öffentlichkeit davon Notiz nimmt.

Dabei lohnt es sich, den Fokus einmal auf ihre Arbeit zu richten. Sie tragen in vielen Fällen dazu bei, dass schwer wiegende Probleme gar nicht erst entstehen. Damit ersparen sie nicht nur den Betroffenen Leid, sondern auch der Gesellschaft eine Menge Geld, das etwa für Therapie oder Resozialisierung fällig würde. Jeder Cent, der in die Lebensberatung fließt, ist gut angelegt. Das gilt ganz besonders für Unterstützung bei der Kinder-Erziehung. Der Bundesstatistik für Lebensberatung zufolge liegt deren Anteil an den finanziellen Aufwendungen bei sechs Prozent, während ihre Leistungen 50 Prozent ausmachen. Gleichzeitig verdeutlichen diese Zahlen, welche Chancen verschenkt werden, wenn, wie offenbar in Rheinland-Pfalz, der Bedarf an Erziehungsberatung nicht gedeckt wird. Je länger eine falsche Weichenstellung zurückliegt, desto mehr Kraft und Ressourcen kostet es, sie zu korrigieren. Angesichts leerer Kassen das Angebot der Lebensberatung zusammenzustreichen, wäre ein Bumerang: Kurzfristig eingesparte Gelder würden eine Kostenlawine auslösen. Wer auf lange Sicht vernünftig haushalten will, muss alles daran setzen, die bestehenden Beratungsangebote zu sichern - und sie da, wo nötig, auch auszubauen. Das kann freilich nicht Sache der finanziell angeschlagenen Kirchen allein sein. Hier ist die Politik gefragt. Dass sie reagiert, und damit schließt sich der Kreis, setzt eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema voraus. i.kreutz@volksfreund.de

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