Wärmer, gewittriger, ohne Schnee

Der letzte Winter war lau, der Frühling ist schon sommerwarm. Die Phänomene des Jahres 2007 sind zwar einmalig, aber, wie eine Auswertung des Deutschen Wetterdienstes ergab, trotzdem kein Zufall, sondern Ausdruck des Klimawandels.

Berlin. Seit 1901 stieg die langjährige Jahresmitteltemperatur in Deutschland von 8,2 auf 9,1 Grad an - das ist schon fast die Hälfte des bis 2050 global erwarteten Anstiegs um 2,0 Grad, ab dem die Uno nicht mehr kalkulierbare Folgen befürchtet. Fünf der zehn wärmsten Jahre fielen in die Zeit von 1990 bis 1999 und die laufende Dekade übertrifft diese Ergebnisse schon wieder. Das Jahr 2000 war mit einer Durchschnittstemperatur von 9,9 Grad absoluter Spitzenreiter. 2006 lag mit 9,5 Grad ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Der Wetterdienst sprach von erheblichen Auswirkungen auf Landwirtschaft, Architektur, Städtebau, Wasserwirtschaft und viele andere Bereiche. Vor allem die Sommer- und Herbsttemperaturen steigen überdurchschnittlich an, die Winter und das Frühjahr nur mäßig. Die Folge sind immer häufiger "Hitzeinseln" in den Großstädten, die besonders für Alte und Kranke gefährlich werden können. Grünplanung und Bautechnik müssten sich darauf einstellen, meinen die Meteorologen. Beim Regen hat sich mengenmäßig nicht viel verändert, jedoch fällt er immer häufiger bei Gewittern als Starkregen. Da die Schneefallgrenze steigt, bekommen auch Skiorte zunehmend Schwierigkeiten. Kirchen, Greenpeace und Attac bilden Bündnis

Der Osten Deutschlands ist mit halb so viel Regen wie der Südwesten von Versteppung bedroht. Der Präsident des Deutschen Wetterdienstes, Wolfgang Kusch, zog bei der Vorstellung der Daten gestern in Berlin ein nüchternes Fazit: "Der globale Klimazug rollt. Er ist nicht mehr anzuhalten. Aber immerhin: Wir sind in der Lage, die Fahrt genau zu beobachten und daraus unsere Schlüsse zu ziehen." Dass der Zug doch noch angehalten werden kann, glaubt indessen ein überraschendes Bündnis, das sich gestern ebenfalls in der Hauptstadt vorstellte. 40 Organisationen, von Misereor, Diakonie und Caritas bis zu Greenpeace, BUND und Attac schlossen sich zu einer "Klima-Allianz" zusammen. Die "Klima-Allianz" präsentierte einen Forderungskatalog an Kanzlerin Angela Merkel. Bis 2050 sollten die Industrieländer ihre CO{-2}-Emissionen um 80 Prozent verringern, Deutschland bis 2020 schon um 40 Prozent. Dafür solle der Anteil alternativer Energien verdreifacht werden. Tempo 120 auf den Autobahnen, ein Baustopp für Kohlekraftwerke und der Ausstieg aus der Kernenergie gehören ebenfalls zu den gemeinsamen Forderungen.

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