Wahlkampf mit Angst?

Auf dem Parteitag der US-Demokraten in Boston war es eine weit verbreitete Befürchtung: Die Bush-Regierung werde die Angst der Bürger vor einer neuen schweren Terror-Attacke instrumentalisieren und zum politischen Vorteil nutzen, da Demoskopen zufolge Wähler in derartigen Situationen den Amtsinhaber bevorzugen.

Nun ist es in der Praxis schwierig, eine solche Vermutung zu beweisen, da es natürlich das Weiße Haus und der Geheimdienst sind, die im Prinzip entscheiden können, welche der angeblichen oder tatsächlich vorliegenden Indizien für geplante Terror-Anschläge auch publik gemacht und damit öffentlich nachvollziehbar werden. Doch nachdem seit kurzem neue Alarm-Meldungen für New York und Washington die US-Bevölkerung beunruhigen, gibt es zumindest Anzeichen dafür, dass die jüngsten Warnungen dem Bush-Team nicht ganz ungelegen kommen. So bietet vor allem der Zeitpunkt der Heraufsetzung der Terror-Warnstufe von Gelb auf Orange Anlass für kritische Fragen. Denn selbst wenn es neue Details über Bombenanschläge gegen Finanz-Zentren in den USA gibt, so war doch bereits der Parteitag der Demokraten von massiven Sicherheitsvorkehrungen und der latenten Furcht vor einer Attacke geprägt. Dass die Heimatschützer Bushs nun - nach einem starken Auftritt John Kerrys in Boston und einem Sympathie-Sprung in den meisten Umfragen - mit der erhöhten Warnstufe das Thema wechseln, ist zumindest anrüchig. Und erinnern wir uns: Vor drei Wochen hatten US-Medien enthüllt, dass das Weiße Haus Pakistan massiv unter Druck setze, einen Fahndungserfolg gegen El Kaida möglichst während des Demokraten-Parteitags zu melden. Ausgerechnet wenige Stunden vor John Kerrys Grundsatzrede wurde dann die Festnahme Ahmed Ghailanis verkündet - vier Tage, nachdem dieser in die Hände pakistanischer Sicherheitskräfte geraten war. Alles nur Zufall? Das ist schwer zu glauben. nachrichten.red@volksfreund.de

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