Warum so spät?

Es ist erst ein paar Monate her, da gedachte die Welt des Völkermords in Ruanda vor zehn Jahren. Es könnte gut sein, dass 2014 wieder eine Gedenkfeier fällig wird. Damals in Ruanda und heute im Sudan nämlich schaute die Welt zu, wusste, was passierte, ignorierte das Morden, beließ es bei lauwarmen Apellen.

Warum? Weil der Sudan, genau wie Ruanda, ein bitterarmes Land ohne jede politische Bedeutung ist? Weil ein paar hunderttausend Tote und verhungernde Afrikaner noch nie wirklich interessiert haben? Weil sich die Welt an Katastrophen so sehr gewöhnt hat? Weil der Westen mit seinen selbst gemachten - und angesichts der aktuellen Tragödie lächerlich anmutenden - Probleme so sehr beschäftigt ist, dass ihn der Rest der Welt mit Ausnahme des Nahen und Mittleren Ostens nicht mehr kümmert? Es ist eine Mischung aus all dem, die zu einer abscheulichen Gleichgültigkeit der Weltgemeinschaft gegenüber den verzweifelten Menschen in Teilen des Sudans geführt haben. Unzählige Tote, Millionen Flüchtlinge, Massenvergewaltigungen? Na und, wir sind beschäftigt! Die Deutschen mit Harz IV, der Krise unserer Nationalmannschaft und dem schlechten Wetter, die Amerikaner mit ihrem Präsidentschaftswahlkampf, Buschbränden in Kalifornien und dem Krieg im Irak. Erst so ganz allmählich wacht die Welt auf, formiert sich der Protest, werden erste Schritte zur Beendigung des Dramas eingeleitet. Warum erst jetzt? Joschka Fischer, Colin Powell und all die anderen verantwortlichen Politiker sind eine Antwort schuldig. d.schwickerath@volksfreund.de

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