Weg mit dem Verbot!

Wer kann es ihnen verdenken, den Senioren und ihren Angehörigen, die sich für die illegale Beschäftigung einer Betreuerin aus Osteuropa entscheiden? Schließlich können alte Menschen auf diese Weise häufig in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, anstatt - und das wäre in vielen Fällen zweifellos die einzige Alternative - in ein Heim zu ziehen.

Dass der Staat gegen dieses gesetzeswidrige Verhalten bisher eher zögerlich vorzugehen scheint, macht die Entscheidung für eine polnische oder slowakische Kraft um so nachvollziehbarer. Politik und Zoll stecken in einer Zwickmühle: Wer will sich schon nachsagen lassen, Menschen um die einzige Möglichkeit zu berauben, Zuhause alt zu werden? Andererseits ist es für das Funktionieren eines Staates unabdingabar, dass er seine Regeln durchsetzt. Ein Gesetzesbruch in so großem Umfang wie im Fall der illegalen Beschäftigung osteuropäischer Betreuerinnen kann nicht auf Dauer hingenommen werden; ein gefährlicher Autoritätsverlust wäre die Folge. Was tun, wenn die rechtliche Situation so weit von der Lebensrealität der Bürger entfernt ist, dass sie kaum vermittelt werden kann? Genau: die Vorschriften ändern. Wie Erntehelfer oder Kräfte für die Gastronomie sollten künftig auch Senioren-Betreuerinnen aus den osteuropäischen EU-Mitgliedsländern legal in Deutschland arbeiten dürfen. Davon würden nicht nur Senioren profitieren, die gegen geringe Abgaben endlich ohne Angst Betreuerinnen engagieren könnten, sondern auch der Staat: Er würde so seine Einnahmen steigern - und dürfte ohne Skrupel diejenigen verfolgen, die weiterhin auf Schwarzarbeit setzen. Das Haupt-Argument der Gegner einer solchen Freigabe, die Osteuropäerinnen seien in der Regel keine Fachkräfte, zieht nicht. Denn was wäre dann mit all den pflegenden Angehörigen, die ebenfalls selten über einschlägige Ausbildungen verfügen? Niemand käme auf die Idee, sie durch professionelle Kräfte zu ersetzen. Und schließlich besteht ja die Möglichkeit, die Betreuung in der Familie - ob durch Angehörige oder Osteuropäerinnen - mit einer Unterstützung durch Pflegedienste zu kombinieren. Auseinandersetzungen um Schein-Argumente derer, die an professioneller Betreuung ein ökonomisches Interesse haben, sind fehl am Platz, wenn es um das Wohl alter Menschen geht. Weil das in vielen Fällen eng mit der Betreuerin aus Osteuropa verbunden ist, gibt's nur eins: Weg mit deren Verbot! i.kreutz@volksfreund.de

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