Werk zu, viele Fragen offen

Das Ende kam plötzlich und ist unwiederbringlich: Die Qualitätsmarke Birresborner ist vom Markt und wird dort nicht wieder auftauchen. Dass vier Monate lang Wasser aus einer belasteten Quelle verarbeitet wurde, ohne die Verbraucher zu informieren, hört sich an wie ein Skandal. Dennoch - schließlich ging es um etliche Existenzen - ist es in diesem Einzelfall zu akzeptieren. Jedoch nur unter einer Grundbedingung: Es musste lückenlos nachgewiesen werden, dass das Mineralwasser, die Limonaden und Schorlen in den Flaschen einwandfrei sind. Das wurde gleich von mehreren Stellen bestätigt. Dennoch bleibt der fade Beigeschmack, dass die Untersuchungs-Ergebnisse unter Verschluss gehalten werden. Das wirft Fragen auf. Die wichtigste Frage ist, warum bei Geschäftsführer Wolko Machtan in jüngster Zeit ein Sinneswandel einsetzte und er den ehemaligen Holzverarbeitungsbetrieb in der Nachbarschaft öffentlich als Urheber der Verunreinigungen bezichtigte - ohne gesicherten Beleg. Schließlich waren die Ursache und somit auch die Zukunft des Unternehmens vergangene Woche noch völlig offen. Jetzt stellt sich nur noch die Frage der Ursache. Birresborner hätte weiter produzieren und verkaufen können und hätte gut daran getan, in abschließende Untersuchungen zu investieren. Das Unternehmen hätte alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen, um die Ursache zu finden. Ebenfalls nicht die feine englische Art war der von den Behörden geduldete "Etiketten-Schwindel", Tafel- oder Quellwasser weiterhin als höher wertiges Mineralwasser verkaufen zu lassen. Die Entscheidung also eine Kostenfrage? Wohl kaum bei rund 100 Euro pro Überprüfung. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Tests wöchentlich und für jedes Produkt einzeln zu erbringen waren. Dass Machtan mit seiner Holzwerk-Theorie das Ende des Birresborner Sprudels besiegeln würde, musste er wissen. Weshalb er es dennoch getan hat, wird er - trotz seines derzeitigen Schweigens - den gefeuerten Mitarbeitern noch sagen müssen. m.huebner@volksfreund.de

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