Wetten, dass...?

Haben Sie gestern im Büro oder beim Feierabendbier mal versucht, über das Thema Massenarbeitslosigkeit zu diskutieren? Ich hab's gemacht und siehe da, kein Mensch hat mir zugehört. Statt dessen hitzige Debatten über die wirklich wichtigen Dinge in diesem Land.

Nicht über fünf Millionen registrierte Arbeitslose redet die Nation, sondern die Gespräche drehen sich um den Wettskandal im deutschen Fußball. Das verstehe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Da wird doch keiner freigesetzt, wie das im Managerdeutsch so niedlich heißt. Im Gegenteil, endlich werden mal neue Jobs geschaffen! Schließlich müssen all die Zocker doch ersetzt werden. Für die Herrn Hoyzer & Co. lassen sich künftig andere Pfeifenmänner an den Wochenenden wahlweise als schwarze Schweine, blinder Hund oder Betrüger beschimpfen. Nachwuchsspieler oder Billigimporte aus Osteuropa oder Afrika werden die Sturm- und Abwehrreihen der Vereine schließen, die aus nachvollziehbaren Gründen künftig auf den ein oder anderen Wett-Profi verzichten müssen. Sie sehen, dieser vermeintliche Skandal entpuppt sich als reinste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Und das ganz ohne Förderung der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit. Auch um die armen kleinen Sünderlein in diesem Pokerspiel brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Der kroatische Fußballverband soll in Paderborn, Dresden und anderswo schon angefragt haben. Schließlich gehört Bestechung auf dem Balkan nicht zu den Straftatbeständen, sondern zum guten Ton. Das ist dort so normal wie bei uns die regelmäßigen Ausraster von Oliver Kahn. Und keine Angst, auch beim DFB wird niemand wegen erwiesener Unfähigkeit seinen Job verlieren. Dann wären die alle doch längst nicht mehr da. Dabei würden die Fans Massenentlassungen in der Funktionärsriege noch am ehesten verkraften. Denn es könnte rein theoretisch ja auch beim DFB so sein, dass der fähige Nachwuchs endlich einmal in der Frankfurter Zentrale Einzug hält. Darauf sollten wir allerdings nicht wetten. d.schwickerath@volksfreund.de

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