X-beliebiger Marktteilnehmer

Neue Besen kehren gut. Sollte man meinen. Doch so einfach geht die Rechnung beim einstigen Börsen-Primus am Neuen Markt, dem Grevenmacher Unternehmen Thiel Logistik, nicht auf. Mit Klaus Eierhoff ist im April ein neuer Chef mit Tatendrang in Luxemburg eingezogen, der seitdem erstmal alles kräftig durcheinander gewirbelt hat.

Immerhin war das Ende der Thielschen Erfolgsstory eng mit der Person des Firmengründers verbunden. Günter Thiel war sein Lebenswerk allerdings längst über den Kopf gewachsen. Und er hatte sein Vertrauen verspielt, nicht zuletzt wegen einer umstrittenen Übernahmepolitik, falschen Versprechen und Spekulationen über Bilanzungereimtheiten, diegestern neue Nahrung bekamen. Dem konnte und wollte der neue Mehrheitsaktionär Stefan Quandt mit der Delton-Holding nicht mehr länger zusehen. Denn mit seinem Einstieg hat sich die strategische Lage des Unternehmens verändert. Da mag der neue Thiel-Chef Klaus Eierhoff noch so deutlich sagen, dass man kein Global Player, also kein weltweiter Markt-Spieler, werden wolle. Thiel Logistik ist bereits auf dem besten Weg dahin. Vom einstigen Garagen-Unternehmen ist nicht mehr viel übrig geblieben. Dass Thiel Logistik seinen Sitz noch in Grevenmacher hat, ist inzwischen mehr Zufall als Wille. Unternehmenszweige wie das Marketing sind längst nach Österreich verlegt, von den einst 11 000 Mitarbeitern arbeiten die wenigsten im Ländchen. Daran sollten auch die Thiel-Aktionäre denken. Wer vor Jahren die regionale Wirtschaft damit unterstützen wollte, dass er Thiel-Aktien kaufte, ist zum Aktionär eines x-beliebigen Markt-Teilnehmers geworden, der seine Politik nach Profit und weniger nach Standort betreibt. Aber auch für Eierhoff gilt: Der Erfolg des neuen Managements lässt sich daran messen, ob bei Thiel Versprechen wieder eingehalten werden. s.schwadorf@volksfreund.de

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