Zeug zur Erfolgsstory

Hartz IV ist zum Reizwort geworden, für viele gar zum Roten Tuch. Es gehört fast zum guten Ton, die gesamte Arbeitsmarktreform in Bausch und Bogen zu verdammen. Doch aller - berechtigten - Kritik zum Trotz: Ein differenzierter Blick lohnt sich.

Denn Hartz IV liefert durchaus gute Ansätze.Einer von ihnen: die Ein-Euro-Jobs. Sicher, ganz unproblematisch ist auch dieses Instrument nicht. Ob solche Stellen reguläre Arbeitsplätze gefährden und damit nicht genehmigt werden dürfen, wird im Einzelfall schwer zu entscheiden sein. Theoretisch sind Zumutungen denkbar wie die, dass der arbeitslose Akademiker, der vor zwölf Monaten noch Studenten unterrichtete oder mit Millionensummen jonglierte, die Straße kehren soll. Schwierigkeiten macht auch die Vorstellung, dass Anbietern von Euro-Jobs Arbeitslose geschickt werden, die auf Druck hin kommen - mit wenig Lust, ihre Sache gut zu machen und entsprechenden Folgen für die Bereitschaft der Träger, diese Stellen weiter vorzuhalten. Doch solchen Bedenken die mit den Ein-Euro-Jobs verbundenen Chancen zu opfern, wäre schlicht unverantwortlich. Arbeitslose erhalten so die Gelegenheit, sich in die Gesellschaft einzubringen, im Arbeitsalltag zu bleiben, neue Erfahrungen zu sammeln und sich weiter zu qualifizieren. Wohlfahrtsverbänden und anderen Einrichtungen, die seit Jahren über die Einschränkungen des Zivildienstes klagen, erschließt sich mit den Ein-Euro-Jobs eine neue Quelle an potenziellen Hilfskräften. Und schließlich profitiert die Allgemeinheit: Kommunen können ihre Anlagen intensiver pflegen, Krankenhäuser eine bessere Betreuung anbieten. Das wiederum dürfte Sprüchen à la "die wollen doch alle nicht arbeiten" entgegenwirken und die für eine Gesellschaft existenziell notwendige Bereitschaft zur Solidarität mit Schwächeren fördern. Ob sich dieses Potenzial der Ein-Euro-Jobs entfalten kann, haben diejenigen in der Hand, die für die Betreuung der Arbeitslosen zuständig sind. Lassen sie Fingerspitzengefühl walten bei der Entscheidung, welche Stellen eingerichtet werden und welchem Arbeitslosen sie welchen Job anbieten, könnten die Ein-Euro-Jobs zur Erfolgsstory werden. i.kreutz@volksfreund.de

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