"Ziehen Sie Ihr Haus warm an"

BERLIN. Die Bundesregierung will die Energie-Verbrauchsgrenzen für Neubauten im nächsten Jahr um rund ein Drittel absenken. Nach Informationen unserer Zeitung haben sich die zuständigen Ressorts Umwelt, Wirtschaft und Bau im Grundsatz auf eine entsprechende Novelle der Energiesparverordnung verständigt.

Bei normalen Gebäuden würde nach diesen Plänen die Höchstgrenze dann etwa 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr für die Erzeugung von Wärme und Warmwasser betragen, hieß es aus Kreisen des Bauministeriums. Bisher sind es 70 Kilowattstunden. Die Verordnung sieht schon bisher je nach Gebäudetyp unterschiedliche Werte vor. Warmwasser und Heizung machen 20 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland aus, mehr als der Verkehr (zwölf Prozent). Die Bundesregierung will deshalb die Energieeffizienz von Gebäuden gezielt erhöhen. Die Energiesparverordnung für Neubauten war 1978 erstmals erlassen worden, damals noch mit einem Wert von 210 Kilowattstunden. Die Einhaltung ist Voraussetzung für die Baugenehmigung. Schrittweise hatten die Regierungen die Grenze gesenkt. Die Entwicklung der Energiepreise und der Bautechnik erlaube nun die weitere Absenkung, hieß es zur Begründung. Sie rechne sich für die Bauherren. Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprach von "ehrgeizigen Zielen". Offen ist noch, ob auch schon der nächste Schritt ab 2012 festgelegt wird. Die Deutsche Energieagentur hatte den Ministerien vorgeschlagen, dann auf 30 Kilowattstunden herunterzugehen. Modernste Passivhäuser kommen auf 15 Kilowattstunden. Wie zudem zu erfahren war, soll der in der Koalition verabredete Gebäude-Energieausweis zum Jahresbeginn 2008 eingeführt werden. Die entsprechende Verordnung werde Anfang April auf der Tagesordnung des Kabinetts stehen, die beteiligten Ministerien seien sich "einig", hieß es. Der Energieausweis muss bei jedem Verkauf oder jeder Vermietung einer Immobilie vorgelegt werden und gibt Auskunft über den Energiebedarf für Heizung und Warmwasser. Das Bauministerium rechnet jährlich mit der Beantragung von rund 800 000 Energiepässen. Ihre Erstellung durch Energieberater wird rund 60 bis 120 Euro je Pass kosten. Auf den vorhandenen Häuserbestand zielt daneben vor allem das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das 2006 gestartet wurde. Im ersten Jahr wurden, so Tiefensee gestern in einer Bilanz, 265 000 Wohnungen energetisch saniert. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau vergab verbilligte Kredite im Wert von 1,5 Milliarden Euro, die ein Bauvolumen von insgesamt elf Milliarden Euro auslösten und 300 000 Arbeitsplätze sicherten. "Das ist ein Konjunkturprogramm für den Mittelstand", sagte Tiefensee stolz. Und für die Umwelt. Rund 900 000 Tonnen CO2 wurden allein 2006 eingespart. Der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur, Stephan Kohler, sagte, mittelfristig könnten die Haushalte 90 Prozent ihres heutigen Energiebedarfs vermeiden. Doch den meisten Bürgern ist dieses Potenzial nicht bewusst, wie das Bauministerium aus einer Umfrage schloss. Eine zwölf Millionen Euro teure Informationskampagne mit dem Slogan "Ziehen Sie Ihr Haus warm an" und die Internetseite www.energie-fuer-morgen.de sollen nun für mehr Wissen sorgen.

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