Ziemlich schizophren

Sollte Verteidigungsminister Struck tatsächlich auf der Suche nach einem Argument gewesen sein, um ein deutsches Engagement im Irak weiterhin auf die lange Bank schieben zu können, bitte schön - die Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr hilft Struck und der rot-grünen Koalition vorerst aus dieser Bredouille. Erst einmal ein Problem weniger, mag sich der Minister denken. Andere bleiben jedoch bestehen. Denn Skepsis gegenüber der Ausweitung des Einsatzes ist angebracht. Jedenfalls hat Struck große Mühe, Sinn und Zweck des Engagements jenseits von Kabul überzeugend darzulegen. Darüber kann auch die breite, aber vielmehr auf Solidarität mit den deutschen Soldaten in Afghanistan gründende Zustimmung im Bundestag nicht hinwetäuschen. Warum die Bundeswehr etwa zivile Aufbauarbeit in der gefährlichen Region leisten soll, wo doch zivile Organisationen vor Ort dies weitgehend ablehnen, bleibt im Nebel. Und man darf sich in der Tat nicht vorstellen, dass die Truppe artig vor dem blühenden Drogenhandel die Augen verschließen soll - und damit indirekt die Drogenbarone schützt. Das klingt ziemlich schizophren. Die Bundesregierung muss jedenfalls aufpassen, dass die Bundeswehr nicht tiefer als ihr lieb ist in die regionalen Konflikte rutscht und sie die Truppe generell überfordert. Die Gefahr besteht. Auch deshalb, weil bislang eben kein wirkliches Konzept erkennbar ist, nach dem Rote und Grüne ihre Afghanistan-Politik betreiben. nachrichten.red@volksfreund.de

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