Zivilisations-Defekt

Die Mehrheit der Menschen im Wohlstandsparadies Deutschland innerhalb eines friedlichen Europas erlebt niemals konkrete Gewalt. Zum Glück. Faust- und Messerkämpfe, Schießereien, Verletzungen und Leichen sieht diese Mehrheit nur in Film und Fernsehen, in Büchern und Comics, im Internet oder in den Nachrichten.

So erschreckend diese Bilder auch sein mögen: Gewalt, die man nur als grafische Darstellung erlebt, bleibt abstrakt und weit weg. Um so furchtbarer ist der Schock, wenn diese Gewalt real wird. Menschen, die überfallen werden, die grundlos geschlagen und getreten werden und blutend auf der Straße liegen, leiden sehr lange an diesem Schock - manchmal wesentlich länger als an den erlittenen Verletzungen. Diese grundlose Brutalität, die zum regelrechten Blutrausch werden kann, ist ein Gewaltphänomen, eine Art psychischer Zivilisations-Defekt. Woher kommt dieser Spaß an der Gewalt, der Jugendliche und junge Erwachsene zu solchen Taten treibt und der auch, wie aktuelle Fälle zeigen, Ältere dazu bringt, Blut fließen zu lassen? Die Suche nach der Antwort ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben der Gegenwart. Während dieser Suche sind die eigene Wachsamkeit und die ebenso schnellen wie effektiven Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft die einzigen Waffe gegen die Gewalt. j.pistorius@volksfreund.de

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