Zocker-Kanzler

Gutgebrüllt, Kanzler, Generalprobe bestanden! Immer dann, wenn eseng wird für den Regierungschef, läuft Gerhard Schröder zurHochform auf. Wenn die Rauchzeichen von der erstenSPD-Regionalkonferenz nicht trügen, muss ihm vor den nochausstehenden drei Konferenzen und dem Sonderparteitag im Juninicht bange sein. Sicher wird unter den Genossen weiter kräftiggemurrt werden über das von vielen zu Recht als einseitigempfundene Reformpaket des Kanzlers. Doch letztlich wird die vonSchröder kompromisslos vorgegebene Richtung breite Unterstützungbekommen, das innerparteiliche Zähneknirschen nicht viel mehrgewesen sein als ein Sturm im Wasserglas. Schon in derVergangenheit ging der Hannoveraner immer dann als Sieger vomPlatz, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand und alles auf eineKarte setzte. Als Schröder im November 2001 beim ThemaBundeswehr-Einsatz in Afghanistan die eigene Mehrheit fehlte,stellte der Kanzler die Vertrauensfrage und disziplinierte soseinen rot-grünen Hühnerhaufen. Ähnlich abgezockt gewann derNiedersachse auch vergangenen Herbst eine längst verlorengeglaubte Bundestagswahl. Mit seinem frühzeitig erklärtenAlleingang beim Thema Irak brüskierte der Kanzler zwar dieBündnispartner, sicherte aber zugleich seine Macht.Wahrscheinlich hat Gerhard Schröder an dieser"Alles-oder-nichts"-Strategie mittlerweile Gefallen gefunden. Siewar aus Sicht des Kanzlers bis dato erfolgreich, wenn auch derPreis des Sieges manchmal hoch war. Sicher ist, dass eines Tagesauch der Zocker Schröder den Schwarzen Peter ziehen wird: Werallzu häufig mit dem Feuer spielt, verbrennt sich irgendwann dieFinger daran.

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