Zu Recht ohne Oscar

Wer hätte das gedacht? Die großen Spekulationen über mögliche Oscar-Gewinner sind in diesem Jahr gründlich daneben gegangen. Voreilig war "Aviator" hochgejubelt worden, ein aufwändiger Hochglanz-Spielfilm über den Hollywood-Tycoon Howard Hughes.

Trotz hochkarätiger Besetzung erhielt er nur Platzierungen in den Nebenkategorien. Vielleicht doch eine zu glatte, zu sterile Produktion. Ebenso vollmundig gelobt und doch ohne Oscar: das deutsche Drama "Der Untergang" über die letzten Tage Adolf Hitlers. Der Film war für die Kategorie "beste ausländische Produktion" nominiert. Nun fliegen Regisseur und Schauspieler ohne die Trophäe nach Hause. Völlig zu Recht. Unbestritten bleibt zwar die hohe schauspielerische Lei-stung von Bruno Ganz als Adolf Hitler. Seine Verkörperung des deutschen Diktators ist überzeugend. Er spielt einen wahnsinnigen Feldherrn, der seine Nemesis erleben muss: den Untergang einer Militärmacht, die Auflösung von Ordnung und festen Strukturen. Die Gefühle, die solch ein Gewaltherrscher empfindet, macht Ganz auf beängstigende Weise deutlich. In der Disziplin "bester Schauspieler" hätte er einen Oscar verdient gehabt. Aber die Produktion war als Ganzes nominiert. Und dafür durfte es keinen Oscar geben. Der Film ist auf einen zu kurzen Ausschnitt einer deutschen Tragödie reduziert. Es fehlt die historische Einordnung dieser letzten Tage im "Führerbunker". Was bleibt, ist das Bild eines vordergründig bemitleidenswerten, tattrigen Befehlshabers, den seine Generäle im Stich gelassen haben. Das ist zu wenig - wenn es um einen Film über die größte Katastrophe der deutschen Geschichte gehen soll. hp.linz@volksfreund.de

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