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Zum Artikel "Gute Nachricht zum Schulstart: Kleinere Klassen für die Jüngsten" (TV vom 5. August):

Meinung

Tunnelblick und Flickschusterei
Es ist schon erstaunlich, auf welche Weise der TV den miserablen Schulstart mit Hinweis auf kleinere Klassen bei den Erstklässlern schönredet und dabei den Argumenten des Bildungsministeriums aufsitzt. Der Tunnelblick des TV verstellt den Blick auf die Tatsachen. Denn Tatsache ist, dass nur in den neuen ersten Grundschulklassen die Klassenmesszahl von 24 Kindern gilt. Die anderen Grundschulklassen haben weit höhere Klassenmesszahlen, die Realschulen plus haben von Klasse sieben bis zehn, die Integrierten Gesamtschulen von Klasse sechs bis zehn und alle Gymnasien von Klasse fünf bis zehn nach wie vor die Messzahl von 30 Schülern. Bei der Lehrerversorgung liegt Rheinland-Pfalz nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes weit unter dem Bundesdurchschnitt. Nur durch Nachsitzen in den Sommerferien konnte die Landesregierung die Versetzung zum neuen Schuljahr, die wegen der chaotischen Verhältnisse an den Schulen stark gefährdet war, mit Mühe erreichen. Den Vorteil des frühen Ferienbeginns hat die Landesregierung durch eine zögerliche Einstellungspolitik leichtfertig verspielt. Dadurch sind den Schulen in Rheinland-Pfalz Hunderte von gut ausgebildeten Lehrkräften, vor allem in den Mangelfächern, verloren gegangen. Viele Lücken konnten deshalb nur durch nicht voll ausgebildete Vertretungslehrkräfte geschlossen werden. Wir haben nun bei der Unterrichtsversorgung eine immense Flickschusterei, die hätte vermieden werden können, wenn früher gehandelt worden wäre. Eine kontinuierliche, vorausschauende und fachgerechte Unterrichtsversorgung sieht anders aus. Die nächsten Probleme mit Lehrerwechsel und Unterrichtsausfall werden auf die Schulen zukommen, wenn die zahlreichen befristeten Vertretungsverträge auslaufen. Malte Blümke, Trier Anm. d. Red.: Der Autor ist Landesvorsitzender des Philologenverbands Rheinland-Pfalz

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