Ätzend, giftig, hochgefährlich - aber notwendig

Chlor: Eine ätzende und giftige Chemikalie. Mit ihr werden Schwimmbäder desinfiziert. Doch das Risiko ist groß. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Chlorgasunfällen, wie gestern im Ferienpark Heilbachsee.

Trier. (wie) Die meisten Schwimmbäder benutzen Chlor als permanentes Desinfektionsmittel. Ohne die von vielen als geruchsbelästigend empfundene und giftige Chemikalie kann das Badewasser bei Massenandrang nicht sauber gehalten werden. Darin tummeln sich nämlich verschiedene menschliche Absonderungen, wodurch unter anderem Koli-Bakterien entstehen können, die, falls sie nicht durch Chlor abgetötet werden, Infektionen bei den Schwimmern verursachen können. Am häufigsten wird zur Desinfektion Chlorgas eingesetzt. Erzeugt wird es zumeist - wie im Ferienpark Heil bachsee - aus Natriumhypochlorit-Lösung (Chlorbleichlauge). Auch Schwefelsäure kommt in Schwimmbädern zum Einsatz. Mit ihr wird der so genannte pH-Wert gesenkt, wenn das Wasser also zu sauer ist. "Beim Umgang damit ist immer äußerste Vorsicht geboten, damit es nicht zu einer gefährlichen chemischen Reaktion kommt", heißt es in einer Information der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, in der unter anderem auch viele Bademeister unfallversichert sind. Chlor fällt wegen seiner Gefährlichkeit unter die Bestimmungen der Gefahrstoffverordnung. Es ist ätzend und beim Einatmen giftig. Laut dem Neustadter Ingenieurbüro Diemer, das Schulungen zur Verhinderung von Chlorgasunfällen anbietet, kommt es immer wieder zu Störfällen in Chlorierungsanlagen. Das Risiko solcher Unfälle wird als sehr hoch angesehen. Nach einem Chlorgasunfall 2003 in Hildesheim nahm das Gewerbeschutzamt die Schwimmbäder der Umgebung unter die Lupe. Von 69 Bädern mussten 49 ihre Anlagen nachrüsten, um ähnliche Unfälle zu vermeiden. Im bayerischen Arnsberg wurde 2001 bei Kontrollen festgestellt, dass 90 Prozent der Chlorgasanlagen Mängel im organisatorischen und technischen Bereich aufwiesen. Zwischenfälle, wie der in Gunderath, sind nicht selten. Auch die Neustadter Chlorgas-Experten berichten von einem Unfall, bei dem versehentlich Salzsäure in einen Behälter mit Chlorbleichlauge gegossen wurde, dadurch kam es zur unkontrollierten Chlorgasbildung. Beim Unfall im Heilbachsee kamen Chlor und Schwefelsäure in Berührung.

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