Abrupte Abkühlung

Eine neu formulierte Karfreitags-Fürbitte für die alte lateinische Messe sorgt weltweit für Diskussionen und für eine Abkühlung zwischen Juden und der katholischen Kirche.

Düsseldorf/Trier. (dpa/wie) Die christliche-jüdische Harmonie der gerade begonnenen "Woche der Brüderlichkeit" sollte der Streitfall nicht stören. Auch bei einem Treffen zwischen hochrangigen Kirchenvertretern und einem Dutzend Rabbinern blieb das Thema hinter verschlossenen Türen diskret ausgespart: Eine neu formulierte Karfreitags-Fürbitte für die alte lateinische Messe, die Papst Benedikt gerade wieder erlaubt hat, sorgt weltweit für eine abrupte Abkühlung im ohnehin sensiblen Verhältnis zwischen Juden und katholischer Kirche. Es solle gebetet werden für die Juden, "...damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen", heißt es in der fraglichen Fürbitte, die Rabbiner als Aufforderung zur längst überwunden geglaubten "Judenmission" auffassen. Der Papst hatte jetzt eine noch ältere, diskriminierende Fürbitte revidieren wollen, als er die alte lateinische Messe wieder zuließ. Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist bei der rückschrittlichen Vatikan-Fürbitte alles andere als wohl. "Viele unserer Pfarrer werden sie missverstehen", fürchtet der katholische Würdenträger. Die Bischofskonferenz habe den Wortlaut von 1970 vorgeschlagen, bei der die Treue der Juden zum Bund mit Gott betont werde und damit die "Würde Israels" gewahrt bleibe, sagte er.Im Trierer Generalvikariat hält man sich mit einer Reaktion zurück. Die Fürbitte betreffe nur die Lateinischen Messen. "In den Pfarrgemeinden des Bistums wird die Karfreitagsliturgie normalerweise in deutscher Sprache nach gültigem Ritus durchgeführt. So auch im Trierer Dom", sagt Stephan Wahl, Kommunikationschef des Bistums. Das bleibe das Entscheidende.

Schlicht "reaktionär" nennt der Vorsitzende der eher liberalen Allgemeinen Rabbinerkonferenz, Henry G. Brandt, die vom Papst abgesegnete Formulierung. Dies sei mit Blick auf die lange Geschichte christlichen Judenhasses "ein sehr bedauernswerter und potenziell gefährlicher Rückschritt", meinte Brandt.

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