Absage an Zwangsfusion

Die Opposition im Mainzer Landtag fordert umgehend Klarheit über die Zukunft der Hauptschule. Die CDU warnt vor Zwangsfusionen, bei denen die Realschulen "liquidiert" werden.

Mainz. Die Perspektive der Hauptschulen hat einmal mehr das Landesparlament umgetrieben, nachdem in der vergangenen Woche SPD-Fraktion und Bildungsministerin Doris Ahnen ein Konzept zur Weiterentwicklung der Schullandschaft angekündigt haben (der TV berichtete). CDU und FDP machen vor allem Druck aus der SPD-Fraktion für die angekündigte Reform verantwortlich und warnen gleichzeitig vor einem grundlegenden Schwenk zu einem zweigliedrigen Schulsystem, das nur noch eine Mittelschule neben dem Gymnasium vorsieht. Dass sich etwas tun muss mit Blick auf die Hauptschulen, steht für alle drei Fraktionen außer Frage.Nach jahrelangem Leugnen der Krise der Hauptschule habe die SPD nun offensichtlich "die große Erleuchtung", so die Attacke des CDU-Bildungspolitikers Josef Keller in Richtung Regierung. Er warnte vor Zwangsfusionen von Haupt- und Realschulen nach dem Zwei-Säulen-Modell des Lehrerverbandes VBE. Damit würden die Realschulen "schlicht liquidiert". Nach Überzeugung der FDP kann eine Reform nur erfolgreich sein, wenn sie den Hauptschülern neue Chancen eröffnet. Aus Sicht der Liberalen müssen Basiskompetenzen mit individueller Förderung und mehr Praxisbezug im Unterricht vermittelt werden. Es sei eine Illusion zu glauben, die Abschaffung der Hauptschule löse die Probleme der Hauptschüler, sagte die Abgeordnete Nicole Morsblech.Trotz spezieller Unterstützung sinkt laut Ahnen seit Jahren die Akzeptanz der Hauptschulen. Das geplante Konzept muss nach ihren Vorstellungen dem Bevölkerungsrückgang Rechnung tragen und alle Bildungsabschlüsse in erreichbarer Nähe erhalten. Zudem könnten Kooperationen für neue Impulse in der Schullandschaft sorgen. Auch die Eltern sollen in die Reform mit eingebunden werden. Wer dabei von einer Liquidierung der Realschule spreche, werde einer konstruktiven Diskussion nicht gerecht, entgegnete Ahnen auf den CDU-Angriff. Sie lehnte eine ideologische Debatte ab und will vor allem auch die Schulträger mit ins Boot nehmen. Änderungen der Strukturen müssen sich aus Sicht der Ministerin an den Anforderungen an das gesamte Bildungssystem orientieren. Bis zum Herbst will sie ihr Konzept vorlegen.

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