Airbase Spangdahlem: Fluglärm, Bauarbeiten, Umwelt und Immobilien

Trier/Spangdahlem · Was die Airbase da so plant, könnte zu erheblichen Problemen führen, über die offiziell allerdings niemand Auskunft erteilt. Der Trierische Volksfreund hat recherchiert, was in Spangdahlem los ist.

Nur noch eine einzige Kampfjet-Staffel ist in Spangdahlem (Eifelkreis Bitburg-Prüm) stationiert -, wenn sie nicht gerade in Syrien IS-Stellungen bombardiert oder Wladimir Putin in Polen zeigt, dass die EU eine bewachte Außengrenze hat.

Und so war es in den letzten Jahren relativ ruhig. Zumindest aus Sicht jener, die sich noch daran erinnern, wie es früher über der Eifel zuging. Früher, als Spangdahlem noch drei Kampf-Staffeln beherbergte, oder noch früher, als der Flugplatz Bitburg ein US-Luftwaffenstützpunkt war.

Dass Fluglärm für die Region kein Problem mehr sei, kann man allerdings nicht behaupten. Als die F-16-Staffel nach längerer Abwesenheit im Spätsommer ihr Training wiederaufnahm, erreichten den Volksfreund zahlreiche Hinweise von empörten Lesern. So beschwerte sich Hans Flamme aus Landscheid über den ohrenbetäubenden und gesundheitlich belastenden Lärm bei Starts und Landungen. Wenn der rheinland-pfälzische Innenminister in die USA fliege, solle er sich nicht nur erkundigen, ob die Standorte erhalten bleiben, sondern auch um die Belange der Anwohner kümmern. "Es ist nicht auszuhalten", schrieb auch Jean-Luc Montamat aus Gusterath (Kreis Trier-Saarburg), das wie ein großer Teil der Region unterhalb einer militärischen Übungszone namens Tra Lauter liegt. Auch aus Trier meldeten sich besorgte Leser.

Ihnen allen dürfte es wohl gar nicht passen, dass mehr Flugzeuge in der Eifel stationiert werden sollen -, auch wenn sich dies um zwei Jahre verzögert. Aus dem englischen Mildenhall soll eine Spezialeinheit mit 20 Maschinen in die Eifel verlegt werden: zehn Lockheed C-130 - die am weitesten verbreiteten militärischen Transportflugzeuge. Und zehn Kipprotor-Wandelflugzeuge namens Bell-Boeing CV-22 Osprey (Fischadler), die vertikal starten können.
Ursprünglich sollten die Bauarbeiten in Spangdahlem 2022 abgeschlossen sein. Nun wird es Ende 2023, und erst 2024 soll die Verlegung nach Auskunft des Amts für Bundesbau vollzogen sein. Eine Auskunft, für die das Amt mehr als einen Monat benötigte, da die TV-Anfrage auch über diverse US-Schreibtische und ins deutsche Verteidigungsministerium wanderte. Während die Presse wartete, informierte die Airbase die Landräte und Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden selbst über den Aufschub des Ausbaus.

43 Gebäude müssen abgerissen werden. So entsteht Platz für eine 9,8 Hektar große Flugzeugrampe, drei Wartungshallen, ein Hauptquartier für die neuen Einheiten, einen Flugsimulator und Verwaltungsgebäude. Die Kosten bezifferte die Airbase zuletzt mit 250 bis 300 Millionen Dollar.

Warum aber verzögert sich das Ganze so?
Die langerwartete Antwort des Bundesamts hilft nicht weiter. "Bilaterale Abstimmungen" hätten dies verursacht. Details und Erklärungen: Fehlanzeige.

Deutlich erhellender ist da schon der Blick in Planungsunterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die dem TV von einem Informanten zur Verfügung gestellt wurden. Demnach soll die neue Einheit auf einer Fläche nordöstlich der Landebahn untergebracht werden. Das stellt zwar militärisch offenbar die beste Variante dar, und auch in Sachen Lärm ist der Standort vorteilhaft, da er mehr als einen Kilometer von Spangdahlem und Binsfeld (Kreis Bernkastel-Wittlich) entfernt ist. Allerdings liegt das Gebiet in der Wasserschutzzone III, die zwei Tiefbrunnen der Airbase vor Verunreinigung schützt. In solchen Zonen darf beispielsweise keine Gülle ausgebracht werden. Auch der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen ist tabu.

Doch davon gibt es auf einem Luftwaffenstützpunkt jede Menge. Viele Millionen Euro hat es den Steuerzahler bereits gekostet, dass man früher so sorglos mit Schadstoffen umging. So sind mit Löschschäumen jahrzehntelang krebserregende perfluorierte Tenside (PFT) von der Airbase in die Umwelt gelangt. Ein Problem, das die zuständige Wasserbehörde SGD Nord intensiv und voraussichtlich auf Jahrzehnte beschäftigt. Mehrere Fischteiche sind nicht mehr zu gebrauchen, Bäche und Flüsse stark belastet, Bürger beunruhigt.

Vielleicht erklärt das die Deutlichkeit, mit der die SGD Nord das Vorhaben des US-Militärs beurteilt. Von "dem höchsten Gefahrenpotenzial" ist in einer dem TV vorliegenden Stellungnahme die Rede. Aus rein fachlicher Sicht sei das Vorhaben in einem Wasserschutzgebiet kaum vorstellbar. "Ein gleichgelagertes, ziviles Projekt (auch geringeren Umfangs) wäre zwingend abzulehnen." Worte, die unterstrichen sind. Denn auf der Fläche werde massiv mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen: "Enteisungsmittel, Löschschäume, Stichwort: PFT-Problematik."
Falls man das Vorhaben dennoch vorantreiben wolle, müsse gut begründet werden, warum der Grundwasserschutz gegenüber anderen Gründen zurücktritt. Und man müsse Maßnahmen ergreifen.

Was folgt, ist ein ellenlanger Aufgabenkatalog. Das gesamte Gelände müsse vorerkundet werden, ein hydrogeologisches Gutachten soll her, Erkundungsbohrungen, Stoffströmungsmodelle, allerlei Fachgutachten und Notfallpläne, eine Altlastenerkundung (auch im Hinblick auf PFT) sowie ein neues Entwässerungskonzept. Wegen Letzterem hat es im September ein erstes Gespräch mit der US-Seite gegeben. Ziel ist es auch, Überschwemmungen, wie es sie in der Vergangenheit an Bächen rund um die Base gab, zu verhindern.

Angesichts dieser vielen Bedenken sei ihm "nichts mehr eingefallen", sagt Günther Schneider, der für den BUND am sogenannten Scoping-Termin für die Umweltverträglichkeitsprüfung teilgenommen hat. Ein Raunen sei durch den Raum gegangen. "Die SGD hat mir jeden Wind aus den Segeln genommen", sagt der Umweltaktivist, der mit der Behörde keineswegs immer auf einer Linie lag.

Das Amt für Bundesbau teilt auf TV-Anfrage mit, dass Grundwasserschutzmaßnahmen vorgesehen seien. Die Wasserbehörde werde Auflagen erlassen. Denkbar seien an der neuen Rampe Enteisungsbereiche, in denen Abwasser getrennt aufgefangen und gereinigt werde.

Neben den vielen Wassergutachten wird es auch ein Lärmgutachten geben. Erste Untersuchungen haben laut Bundesamt gezeigt, dass der Lärmpegel steigen wird. Weitere Infos gibt die Behörde nicht. Darüber hinaus soll eine Prognose zeigen, wie sich die Lärmbelastung in den kommenden zehn Jahren entwickelt. Was die Bevölkerung erwarte, lasse sich noch nicht sagen.

Während manche den zusätzlichen Lärm fürchten, sehen andere das gelassen. Unter ihnen Andreas Bayer, Ortsvorsteher von Landscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich), das künftig wegen des Ausbaus im Nordosten der Airbase mehr Lärm abbekommen könnte als heute. Er ist einer derjenigen, die sich noch gut an früher erinnern. "Es ist so viel Lärm weggefallen", sagt er.

Heikel ist allerdings die Frage, wie sich die Lärmschutzzonen rund um Spangdahlem verändern, wenn es lauter wird. Eine Frage, auf die es aktuell von den Behörden keine Antwort gibt. Als diese Zonen 2016 neu gezogen wurden, war der Aufschrei groß, weil Gemeinden wie Beilingen (Bitburg-Prüm) oder Binsfeld dort keine Baugebiete ausweisen oder Kitas betreiben dürfen.

Viel mehr als das beschäftigt in der Eifel viele Hausbesitzer allerdings die Frage, an wen sie ihre Immobilie vermieten sollen.

Viele Häuser stehen leer. Nicht nur, weil die Älteren in die Städte abwandern und zu wenig junge Familien nachkommen, sondern auch, weil die Airbase deutlich geschrumpft ist (siehe Info). Sie müssen nun wohl mindestens bis 2024 warten, bis mit der Einheit aus England 1200 neue potenzielle Mieter in der Eifel eintreffen. Wenn das angesichts all der Hürden überhaupt passiert.Der Rückzug vor dem Umzug

(cha/Mos) Im Umfeld der Airbase Spangdahlem stehen aktuell viele Häuser leer, denn die Airbase hat in den vergangenen Jahren mehrere Staffeln verloren. Nur noch eine F-16-Kampfjet-Staffel mit 24 Flugzeugen ist übrig. Mit Familien leben und arbeiten nun weniger als 10 000 Menschen am Stützpunkt.
2010: Eine F-16-Staffel wird mit 18 Maschinen nach Duluth, Minnesota, verlegt. 575 Militärangehörige verlassen die Base.
2013: Die 81st Fighter Squadron "Panthers" wird aufgelöst. 18 A-10 Thunderbolt II Flugzeuge fliegen im Mai zurück in die USA. 500 Militärangehörige verlassen die Base.
2016: Die Flugüberwachungs-Staffel 606 wird nach Aviano, Italien, verlegt. So soll Platz für den Umzug aus Mildenhall geschaffen werden. 200 Militärangehörige verlassen die Base.

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