Alles ein bisschen wie im Märchen

TRIER. Kommende Woche können sich die Trierer im strahlenden Licht eines Staatsbesuchs sonnen: Mit dem Luxemburger Großherzogspaar Henri und Maria Teresa ist ein Stück der großen Adels- und Herrscherwelt erstmals offiziell zu Gast zwischen Porta und Dom.

So ganz stimmt das freilich nicht mit dem "Staatsbesuch", zumindest würde das die umsichtige Trierer Protokollchefin Ruth Mereien-Gürke einwenden. Die Tagestour nach Trier gilt in feiner diplomatischer Abstufung als "offizieller Freundschaftsbesuch". Das ist weit mehr als der quasi incognito gehaltene "Privatbesuch" beim Luxemburg-Tag auf der Landesgartenschau, aber doch etwas weniger als ein amtlicher "Staatsbesuch" mit allem protokollarischen Prunk und Pomp. Ruth Mereien-Gürke kann das nur recht sein. Bei einem Staatsbesuch wäre der Bund Gastgeber, Berlin würde den Ablauf bis ins letzte Detail bestimmen. Weil aber die Majestäten bei ihren Freunden in Trier zu Gast sind, darf die Stadt das Programm gestalten. Ein bisschen Staatsbesuch spielt man aber doch - auf freiwilliger Basis. Wenn Henri und Maria Teresa, die in höfischen Pressemitteilungen stets groß geschrieben als "Er" oder "Sie" firmieren, am Dienstag, dem 7. Juni, um 11 Uhr an der Porta eintreffen, wird an Ehren nicht gespart. Die örtliche Polizei schickt fünf Motorräder als Eskorte, niedliche Kinder überreichen Biedermeiersträußchen in den Farben der Stadt, der Ältestenrat macht die Honneurs, und die städtische Philharmonie intoniert die großherzogliche Traditionshymne "Wilhelmus" - in einer Bearbeitung von Generalmusikdirektor Istvan Dénes, wie die Protokollchefin anmerkt. Ihr Kollege Hans-Günter Lanfer registriert's mit leichtem Stirnrunzeln. Vielleicht fürchtet er, die Majestäten könnten angesichts der bekannten Kreativität des Maestros ihre Melodie nicht wiedererkennen.Der Bischof öffnet die Heiltumskammer im Dom

Zu Fuß geht es - wahrscheinlich an vielen shoppenden Landsleuten vorbei - über die Sim und den Hauptmarkt zum Dom. Dort öffnet der Bischof für die streng katholischen Gäste eigens die Heiltumskammer und stellt einen Saal für das - wie man hört, eher spartanische - Mittagsmenü zur Verfügung. Via Basilika wird dann die Stadtbibliothek anvisiert, wo der Großherzog das Original des Codex Egberti betrachten und sogar berühren darf, natürlich nur mit Glacé-Handschuhen, wie Ruth Mereien-Gürke versichert. Die Trierer wissen, dass Henri sich für bibliophile Schätze regelrecht begeistern kann. Es sei "eine glückliche Fügung, dass der Codex gerade ausgestellt wird", sagt Presseamts-Chef Lanfer. Gut gestimmt können die Oberhäupter dann zum Rathaus pilgern, wo der OB 200 Gäste zum Bürger-Empfang geladen hat, darunter eine Abordnung langjährig in Trier lebender Luxemburger. Die Protokoll-Chefin hat hart ringen müssen, um möglichst alle Wichtigen und Einflussreichen in dem beschränkten Teilnehmer-Kontingent unterzubringen. Mehr als 200 Besucher ließ die Luxemburger Vorbereitungs-Delegation mit Hofmarschall Jean-Jacques Kasel nebst Flügel-Adjutanten und Commissairen nicht zu: Schließlich wolle sich der Großherzog den Gästen in Ruhe widmen können. Die Normalsterblichen aus Trier sind allerdings auch herzlich eingeladen, einen Blick auf die große, weite Adelswelt zu erhaschen. Auf reichlich Beteiligung am Porta-Vorplatz und beim Stadtrundgang hofft Hans-Günter Lanfer. Immerhin sei das alles "ein bisschen wie im Märchen", freut sich Ruth Mereien-Gürke. Ach so, ehe es vergessen wird: Luxemburgische Fähnchen fürs Schwenken hat sie auch organisiert.

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