Auf zum letzten Gebet

Trier · Endzeitstimmung im Zisterzienser-Kloster Himmerod: Der Konvent steht vor der Auflösung. Nur ein Wunder kann ihn noch retten.

 September-Idylle: Pater Alexander erntet Äpfel auf den Himmeroder Klosterwiesen vor der mächtigen Abteikirche. Ob das im nächsten Jahr noch so sein wird, ist fraglich. TV-Foto: Klaus Kimmling

September-Idylle: Pater Alexander erntet Äpfel auf den Himmeroder Klosterwiesen vor der mächtigen Abteikirche. Ob das im nächsten Jahr noch so sein wird, ist fraglich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (g_pol3 )

Trier Neue Hiobsbotschaft für das knapp 900 Jahre alte Zisterzienser-Kloster Himmerod: Weil den Mönchen der Nachwuchs fehlt, steht die Eifeler Ordensgemeinschaft nach Informationen unserer Zeitung vor der Auflösung. Die endgültige Entscheidung fällt in der übernächsten Woche.
Der Anfang vom wahrscheinlich bevorstehenden Ende des Himmeroder Konvents liegt ganze vier Monate zurück. Im Mai gab es eine der alle drei Jahre angesetzten Visitationen durch die Ordensleitung. Der Zisterzienser-Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori und eine Äbtissin waren mehrere Tage in der Eifel zu Gast, sprachen, teils über Stunden, mit jedem Bruder. Bevor sie wieder aufbrachen, verordneten sie der Himmeroder Ordensgemeinschaft noch "eine Phase der Reflexion", wobei das Ergebnis des kollektiven Nachdenkens wohl schon vorher feststand: Der Konvent ist nicht mehr überlebensfähig.
Schon vor sechs Jahren - nach einer Insolvenz der Wirtschaftsbetriebe des Klosters - stand Himmerod auf der Kippe, wurde aber auch dank vieler ehrenamtlicher Helfer und Unterstützer noch einmal gerettet. Inzwischen sollen das Kloster-Restaurant und der Buchladen sogar wieder schwarze Zahlen schreiben.
Doch personell ging es im geografisch im Dreieck zwischen Bitburg, Daun und Wittlich gelegenen Himmerod weiter bergab. Inzwischen sollen nur noch fünf Patres und Brüder fest in dem riesigen Komplex leben. Vor 40 Jahren waren es noch etwa 30 Mönche.
Und die jetzt Verbliebenen sollen untereinander auch noch "heillos zerstritten" sein, sagt ein intimer Kenner der Verhältnisse in der Abtei. Mit der bevorstehenden Auflösung des Konvents haben sich die Männer offenbar schon abgefunden. "Da ist Endzeitstimmung", beschreibt ein Vertrauter die Atmosphäre unter den Himmeroder Brüdern; keiner baue mehr darauf, den Konvent noch zu erhalten, sagt ein anderer.
Der Himmeroder Abt Johannes verweist indes auf die bevorstehende Tagung des Mehrerauer Kongregationskapitels, in dem die Äbte und Äbtissinnen von 19 selbstständigen Zisterzienser-Klöstern aus sechs Ländern sitzen.
Bei deren einwöchiger Tagung im Schweizer Kloster Hauterive soll die Entscheidung über die Zukunft Himmerods fallen. Laut Abt Johannes gibt es "noch mehrere Möglichkeiten". Welche das sind, will er nicht verraten. Doch auf Nachfrage unserer Zeitung, ob es Himmerod in einem Jahr noch gebe, räumt er immerhin ein: "Himmerod ja. Aber der Konvent - da müsste schon ein Wunder geschehen."
Am gestrigen Freitagmorgen fuhr der Himmeroder Abt schon mal ins gut 40 Kilometer entfernte Trier, um Bischof Stephan Ackermann über den Stand der Dinge zu informieren. Sein Gegenüber dürfte kaum überrascht gewesen sein. Denn dass der Eifeler Zisterzienser-Gemeinschaft das Aus droht, hatte auch der Kyllburger Dechant Klaus Bender seinem Bischof und dessen Generalvikar Ulrich von Plettenberg schon vor einiger Zeit geflüstert. Bender ist bestens informiert, weil Himmerod um die Ecke liegt und der Abt in seinem Dekanat eine Halbtagsstelle als Priester hat.
Der Trierer Bischof soll nach Angaben des Abtes auch als erster informiert werden, wenn Ende übernächster Woche im schmucken Schweizer Kloster Hauterive über die Zukunft der Eifeler Gemeinschaft entschieden ist.
Am Ergebnis dürfte Stephan Ackermann brennend interessiert sein. Würde der Konvent und damit der Trägerverein Abtei Himmerod aufgelöst, käme laut Satzung nämlich das Bistum in den Genuss des Vereinsvermögens, wozu wohl auch das Kloster und die Abteikirche gehören. Die Kirche ist nach einem Brand derzeit geschlossen.
"Die Bauten sind wunderschön", sagt ein Insider, "aber der Investitionsstau geht in die Millionen." Da dürfte sich die Freude über das Erbe beim Bischof in Grenzen halten.Extra: WELTWEIT VERBREITETER MÖNCHSORDEN


Die Zisterzienser sind ein Mönchsorden, der durch Reform aus dem Orden der Benediktiner hervorgegangen ist. Die Reformer wollten sich wieder auf den strengen Kern des Mönchtums besinnen: Gebet, Schweigen, Einsamkeit und Arbeit. Ursprungs-kloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das im Jahr 1098 gegründete französische Kloster Cîteaux. Im Jahre 1112 trat Bernhard von Clairvaux ein und sorgte später für eine weltweite Verbreitung des Zisterzienserordens. Bernhard gründete insgesamt 68 Klöster, darunter auch die Abtei Himmerod. Heute gibt es weltweit 159 Klöster mit rund 2300 Mönchen und Nonnen.

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