Aufatmen hier, Bedauern dort

TRIER. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern die Nachricht über das richterliche Aus für den Moselaufstieg. Die Meinungen über die Entscheidung sind – wie sollte es anders sein – sehr konträr.

"Wir müssen das Urteil akzeptieren, auch wenn wir es bedauern", sagt der Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer. Das Ende des Moselaufstiegs entspreche in keiner Weise den Trierer Anliegen. Das Projekt sei auch vom Trierer Stadtrat stets mehrheitlich gewollt worden, und dies sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus ökologischen Gründen. Schröer: "Wir haben uns davon nicht nur Vorteile für unsere wirtschaftliche Entwicklung versprochen, sondern auch eine deutliche Verkehrsentlastung für Trier." Einer Alternative zur verworfenen Trasse gibt der Trierer OB auf absehbare Zeit keine Chance - schon wegen der langen Verfahrensdauer. Alternativ-Route über Adenauer-Brücke?

Auch Landrat Richard Groß bedauert das Ende eines Projekts, das "uns über Jahre so viel Arbeit und Mühen gekostet hat". Groß: "Ich klage aber nicht über die Richter in Koblenz, die haben aufgrund der fehlenden Finanzierung nach Gesetzeslage entscheiden müssen." Schuld am Untergang des Moselaufstiegs seien die politisch Verantwortlichen in Mainz, die das Projekt nie mit Nachdruck beim Bund angemahnt hätten. Noch deutlicher wird der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster, der seit Jahren für den Moselaufstieg gekämpft hatte. Kaster: "Ministerpräsident Kurt Beck muss sich für das Scheitern der Planungen verantworten." Beck habe über Jahre hinweg die Planungen hintertrieben, dem Projekt konsequent seine Unterstützung versagt und dafür gesorgt, dass diesem wichtigen Stück Infrastruktur die Finanzierungspriorität im Bundesverkehrswegeplan versagt worden sei. Für Friedel Jaeger, Fraktionschef der Trierer SPD-Stadtratsfraktion, kommt das Urteil angesichts der bestehenden Rechtssprechung nicht überraschend. Jaeger: "Bekanntlich war unsere Fraktion schon immer gegen diese Planung, die wir wegen des erforderlichen Brücken-Neubaus für unfinanzierbar hielten." Langfristig müssten nun "finanzierbare Alternativen" entwickelt werden, sagt Jaeger und erinnert an die schon einmal angedachte Route über die Konrad-Adenauer-Brücke in Richtung A 64. Der Trierer Landtagsabgeordnete Reiner Marz von den Grünen spricht von einer "falschen Planung, die zu Recht gestoppt wurde". Marz: "Ich gratuliere den Klägern zu ihrem großen Erfolg. Das Projekt Moselaufstieg hat sich für die nächsten zehn Jahre erledigt. Ich gehe davon aus, dass es auch in der Zeit danach nicht mehr realisiert wird." Am Ziel seiner Arbeit sieht sich der Verein "Nein zum Moselaufstieg e.V.". In ihm hatten sich 1995 im Frühstadium des Verfahrens rund 300 Zewener und Igeler Bürger zu einer Interessengemeinschaft gegen den Bau des Moselaufstiegs zusammengeschlossen. Vorsitzender Peter Morandini zum TV: "Die allgemeine Verkehrsentlastung, die der Moselaufstieg angeblich bringen sollte, hätte in keinem Verhältnis zur Mehrbelastung der unmittelbaren Anlieger gestanden. Nun freuen wir uns über die Tatsache, dass diesem Urteil eine Endgültigkeit anhaftet." Grundsätzlich ablehnen wolle er eine Verbindung vom Saartal zur A 64 allerdings nicht, betont Morandini, wobei auch er auf die Alternative über die Konrad-Adenauer-Brücke hinweist. Dies wäre nicht ohne Charme - allerdings aus ökologischen Gründen nur in Verbindung mit einer Tunnellösung möglich. Noch nicht das endgültige Aus für das Projekt sieht Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier. Rössel: "Bei den Haushaltsberatungen besteht jährlich die Möglichkeit, den Moselaufstieg erneut in den vordringlichen Bedarf hochzustufen und damit die Finanzierung zu gewährleisten. Damit wäre dem Urteil die inhaltliche Grundlage entzogen." Genau dies hofft Franz-Josef Scharfbillig (CDU), Ortsbürgermeister von Igel, nicht. Seine Meinung zur Koblenzer Entscheidung: "Ein beruhigendes Urteil. Der Großteil der Igeler Bürger kann wieder aufatmen."

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