Ausbildungsbetriebe buhlen um jeden Bewerber - Kampagnen sollen helfen

Trier · Immer weniger Jugendliche machen heutzutage eine Ausbildung. Und immer weniger Betriebe können ihre Ausbildungsstellen besetzen. Mit Hochdruck arbeiten Arbeitsagentur und Wirtschaft daran, der dualen Ausbildung zu einer Renaissance zu verhelfen.

Früher machte jeder zweite Jugendliche eine Lehre, heute ist es nur jeder vierte. Ein Grundpfeiler des wirtschaftlichen Erfolgs in Deutschland, die duale Ausbildung, scheint in Gefahr. Schon jetzt sind in der Region Trier viele Lehrstellen unbesetzt, laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier haben zwei Drittel der Betriebe Probleme, Azubis zu finden. 2015 standen 3914 freien Ausbildungsstellen nur 3439 Bewerber gegenüber. Ein Trend, der sich laut Edeltraud Nikodemus, operative Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Trier, verschärft.

Als Grund dafür nennt Michael Müller, Schulleiter der Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik (BBS GUT) in Trier: "Die Jugendlichen bleiben lieber länger an der Schule", sagt er kritisch. "Akademisierungswahn" nennt dies überspitzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, eine Entwicklung, bei der das Abitur als Mindestabschluss gilt. Auch Günther Behr, Geschäftsführer Ausbildung der Handwerkskammer (HWK) Trier, sieht dies so: "In fünf Jahren hat sich der Anteil unserer Azubis mit Abitur auf zehn Prozent verdoppelt. Die rekrutieren sich aber zum großen Teil aus Studienabbrechern."

Umso vehementer versuchen Arbeitsagentur und Kammern gegenzusteuern: Diese Woche hat die Agentur zur Woche der Ausbildung erkoren, die IHK hat landesweit die Kampagne "Durchstarter" ins Leben gerufen, die HWK wirbt auf Bussen und Plakaten für die duale Ausbildung. Und auch die Politik scheint sich des Themas verstärkt anzunehmen: Landesweit sind an Gymnasien nun Abende zur Berufsorientierung Pflicht. "Ausbildungsmarketing gewinnt an Bedeutung", sagt Ulrich Schneider vom IHK-Geschäftsbereich Ausbildung. Auch viele Betriebe hätten erkannt, dass sie gegensteuern müssten. Nikodemus ist gar so optimistisch, angesichts des Fachkräftemangels und Karriereaussichten junger Leute einen "Anstieg der Ausbildungsquote" vorherzusagen. Schulleiter Müller sagt: "Ich sehe einen Wandel, indem man einsieht, einiges zugunsten der dualen Ausbidung korrigieren zu müssen." Er fordert: "Man muss sich mehr um Jugendliche kümmern." sas

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