Barack Obama lockt 75 000 Menschen nach Portland

Einen solchen Menschenauflauf gab es noch nie für einen Kandidaten der Demokraten: Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Portland drängeln sich 75 000 Menschen, um Barack Obama zu sehen und zu hören.

Portland. Die ersten kamen um vier Uhr morgens, noch vor Sonnenaufgang. Fünf Stunden später, als sich zwei Taucher des örtlichen Sheriffs in das trübe Wasser des Willamette-Flusses abseilen lassen und dort nach Sprengsätzen suchen, ist die Schlange der wartenden Obama-Fans zu einem fünf Kilometer langen, nicht enden wollenden Bandwurm durch die Innenstadt von Portland angeschwollen."Hier wird Geschichte geschrieben" sagt LaVerne Greene vor einem Auto, an dem neben dem "Obama 2008"-Sticker der Aufkleber "Impeach Bush" (Enthebt Bush seines Amtes) klebt. Die Frau ist mit ihren Kindern gekommen, denn: "Wir alle werden es besser haben, wenn Obama Präsident ist." Am Ende drängen sich 75 000 Menschen im "Waterfront"-Park - die größte Zahl von Menschen, die jemals zu einer Wahlkampf-Veranstaltung eines US-Demokraten fand. Denn hier, im nordwestlichen Bundesstaat Oregon, will Barack Obama heute mit einem Erfolg über Hillary Clinton seine Nominierung endgültig unter Dach und Fach bringen. Für den Abend ist deshalb bereits eine Siegesrede im Bundesstaat Iowa angesetzt - dort, wo im Januar die atemberaubende Erfolgsserie des einstigen Aussenseiters begann. Denn selbst wenn Hillary Clinton heute in Kentucky gewinnt, so argumentiert man im Obama-Lager, sei ihm die Mehrheit der Delegierten nicht mehr zu nehmen - wenn denn Oregon wie erwartet auf der Habenseite landet. Doch die Furcht vor einem Stolperer in der letzten Minute ist in Portland mit Händen zu greifen, nimmt man die Schulung der jungen Freiwilligen zum Maßstab, die an diesem heißen Sonntag als Ordner dienen. "Bloss nicht mit Reportern reden. Ein falsches Wort, und es steht morgen auf der Titelseite der New York Times." Politischer Nachruf auf Hillary Clinton

Zu gut ist den Fusstruppen des Favoriten noch der Lapsus der Konkurrentin in Erinnerung - jener Moment, als Hillary Clinton in einem Interview darauf hinwies, Obama könne weiße Wähler nicht erreichen. Geht es nach der Rhetorik Obama, so gehört Clinton ohnehin schon der Vergangenheit an. "Sie war eine ausgezeichnete Kandidatin. Sie war entschlossen und hat hart gekämpft," formuliert er den politischen Nachruf, während Feuerwehrleute die ersten Hitzeopfer aus der Menge bergen. Einige Kilometer weiter, auf dem Gelände einer Grundschule, versuchen sich zur gleichen Zeit Bill und Chelsea Clinton vergeblich an der Reanimation einer sanft entschlafenen Begeisterungswelle für die Bewerberin, die versprochen hat: Bis zum 3. Juni halte ich noch durch. Gerade einmal eine Hundertschaft Unterstützer hat sich auf den Weg gemacht, als der Ex-Präsident schwitzend ein Bäumchen pflanzt. Es gibt nur müden Applaus, als Tochter Chelsea eine Injektion mit Humor versucht: "Meine Mutter wäre ein besserer Präsident, als es mein Vater war."

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