Bayern-Wahl: "Epochales Ergebnis"

MÜNCHEN. Tränen bei den Sozialdemokraten, Triumph bei der CSU: Unterschiedlicher hätte die Stimmung in den beiden großen Lagern gestern Abend in München nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen zur bayerischen Landtagswahl nicht sein können.

Wie schlimm es die SPD erwischt hat bei diesen Landtagswahlen zeigt sich daran, dass letztlich selbst Wahltriumphator Edmund Stoiber das Gefühl hatte, Bayerns arg gebeutelte Genossen in Schutz nehmen zu müssen: Die Schuld für das Ergebnis liege nicht bei der Bayern-SPD, verkündet Stoiber wohlwollend, als sich die ersten Prognosen stabilisiert hatten. Lieber gibt er seinem Lieblings-Gegner Gerhard Schröder noch eins mit: "Die Verantwortung für diese vernichtende Niederlage trägt allein die Bundes-SPD." SPD-Kandidat Franz Maget ringt um Fassung

Bereits kurz vor halb sechs sind die ersten Ergebnisse von Meinungsumfragen vor den Wahllokalen in den Landtag durchgesickert - und die verheißen für die Sozialdemokraten nichts Gutes: unter 20 Prozent für die SPD, für die CSU mehr als 60 Prozent. "Es könnte heute ein sehr schwerer Gang werden für uns", meint da schon Ewald Schurer, in der "Bayern-Kampa" für den SPD-Wahlkampf verantwortlich. In einer ersten Analyse will Schurer von eigenen Fehlern aber nichts wissen: Die Kampa habe "überwiegend professionell gearbeitet", findet der Wahlkampf-Manager: die richtigen Themen, die richtigen Strategien. Selbst der Bundespolitik will der ehemalige Bundestagsabgeordnete nicht den Schwarzen Peter zuschieben. "Also sind die Wähler schuld", schließt eine Journalistin messerscharf. "Nein, natürlich auch nicht", sagt Schurer und zuckt hilflos mit den Schultern. Als die ersten Prognosen auf den Fernsehschirm kommen, fließen bei nicht wenigen der Sozis, die sich zu den Journalisten in den Fraktionsraum getraut haben, ein paar Tränen. "Rund 200 Gäste hat die SPD hier in den Landtag eingeladen, um sich hier ihre Pflichtwatschn abzuholen", sagt auch noch ein ARD-Reporter gnadenlos in seine Fernsehkamera. Auch Spitzenkandidat Franz Maget ringt um Fassung, hält sich aber bei seinem ersten Statement wacker: "Dies ist ein Ergebnis, wie es schlimmer nicht sein kann", ruft Maget den Seinen zu. "Aber wir werden wieder kommen, wir werden uns nach vorne arbeiten." Von personellen Konsequenzen will er zumindest an diesem Abend noch nichts wissen, obwohl schon Alternativen für Parteichef Wolfgang Hoderlein und Generalsekretärin Susann Biedefeld gehandelt werden: Die Führungsmannschaft werde "diese Partei nicht im Stich lassen", sagt Maget. Als ein strahlender CSU-Chef Edmund Stoiber einige Minuten später erstmals vor seinen Getreuen erscheint, könnte der Kontrast nicht stärker sein: "Das ist ein Erfolg, der weit in die nächste Epoche hineinreicht", sagt er wie einst Franz Beckenbauer nach dem deutschen Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990. Doch Stoibers eigentliche Botschaft ist eine andere: "Wir wollen das Erfolgsmodell Bayern hineintragen nach Deutschland, in unser Vaterland". In drei Variationen wiederholt er seinen bundespolitischen Führungsanspruch - damit die Botschaft auch richtig ankommt in Berlin. Er glaube nicht, dass das Ergebnis sein Verhältnis zur CDU und deren Chefin Angela Merkel beeinflusse. Allerdings sei das "epochale Ergebnis" schon ein "Signal an die CDU, dass wir gemeinsam stark sind." "Schau mal, es wird immer besser"

Als er das Podium gerade verlassen will, sieht der alte und neue Ministerpräsident auf einem Fernseh-Monitor, wie sich die Balken für eine neue Prognose aufbauen - sein Ergebnis erreicht schon fast die 62,1 Prozent-Rekordmarke, die Alfons Goppel 1974 setzte. Der CSU-Chef zupft seine neben ihm stehende Ehefrau Karin am Ärmel: "Schau mal", sagt er und lacht laut auf, "es wird immer besser."

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