Bayern stöhnt unter der Schneelast

Passau. (dpa) Tote und Verletzte, Chaos auf den Straßen und einstürzende Dächer: Das Schneedrama in den bayerischen Krisengebieten hat sich am Freitag noch verschärft.

Tausende Helfer, darunter immer mehr Bundeswehrsoldaten, räumten den teilweise meterhoch liegenden Schnee von einsturzgefährdeten Dächern. Mindestens fünf Menschen kamen an den vergangenen beiden Tagen in dem Winterchaos ums Leben, mehrere Dutzend wurden verletzt. Auch in Tschechien und Österreich gab es Tote. Einziger Lichtblick: Für das Wochenende sagen die Meteorologen eine allmähliche Wetterberuhigung und ein Ende der Schneefälle voraus. In einzelnen Regionen Bayerns bereiteten sich am Freitag die Katastrophenstäbe auf eine umfangreiche Evakuierung von Wohnhäusern vor, einige Gebäude mussten bereits geräumt werden. Die Schneelasten auf den Dächern hatten vielerorts die Belastungsgrenze weit überschritten. In sechs Landkreisen Ostbayerns bestand Katastrophenalarm. Das Schneechaos erfasste auch den Alpenraum, wo zahlreiche Straßen wegen Schneeverwehungen gesperrt waren. Auf dem Münchener Flughafen wurden mehr als 90 Flüge gestrichen, rund 150 Maschinen starteten mit größeren Verspätungen. Auch der Zugverkehr war stark beeinträchtigt. In Oberbayern entgleiste ein Zug, verletzt wurde dabei niemand. Bei zwei Schulbusunfällen auf schneeglatten Straßen wurden in Bayern insgesamt mehr als 30 Menschen verletzt. Beim Zusammenstoß eines Schulbusses mit einem Werksbus in Sandelzhausen in Niederbayern wurden nach Angaben der Polizei beide Fahrer und ein Kind schwer verletzt. 18 bis 21 weitere Fahrgäste erlitten leichtere Verletzungen. Nahe Weidenberg im Landkreis Bayreuth wurden bei einem Schulbusunfall zehn Kinder ebenfalls leicht verletzt. Das Fahrzeug war ins Schleudern geraten und gegen einen Baum geprallt. Im niederbayerischen Landkreis Regen bereiteten die Katastrophenhelfer die Evakuierung von Wohnhäusern vor. In Zwiesel stürzte eine Glaslagerhalle unter der Schneelast ein. Es entstand Sachschaden. Auch in den anderen fünf Landkreisen mit Katastrophenalarm war die Situation nach unaufhörlichem Schneefall angespannt. Im oberpfälzischen Kreis Schwandorf lag am Freitag bis zu 1,20 Meter Schnee auf den Dächern. Auf der Autobahn 93 bei Kelheim starben zwei Männer, als ein Lastwagen ins Schleudern geriet, die Mittelleitplanke durchbrach und mit ihrem Auto kollidierte. Feuerwehrmann stürzt in den Tod

Allein in Schwaben gab es innerhalb von 24 Stunden fast 200 Unfälle. Bei Ehingen nahe Augsburg wurden eine Frau, in Lindau am Bodensee ein Mann getötet. Etwa 40 Menschen wurden verletzt. Im oberbayerischen Traunstein kam ein Feuerwehrmann beim Räumen eines Hallendachs ums Leben. Der 27-Jährige war durch ein Dachfenster aus Plexiglas 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Zwischen Warngau und Holzkirchen entgleiste am Freitagmittag ein Zug der Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Als Ursache gelten Schneeverwehungen. Verletzt wurde niemand. Das Erzbistum München-Freising sperrte weitere Kirchen und einen Kindergarten. Auch in mehreren anderen Bundesländern bereitete starker Schneefall Probleme. In Teilen Hessens gab es dutzende Unfälle. Aus dem nordrhein-westfälischen Sauerland berichtete die Polizei von 200 Unfällen. Neuschnee ohne Ende und gute Wintersportbedingungen wurden aus dem Harz in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gemeldet. In manchen Gebieten Sachsen-Anhalts sah es hingegen ganz anders aus: Dort herrschte in den Flüssen Mulde und Schwarze Elster weiter Hochwasser. Nach Angaben des Landesbetriebs für Hochwasserschutz ging es jedoch leicht zurück. Kritisch blieb die Wettersituation in Österreich und Tschechien. In Oberösterreich starb ein 69-Jähriger, als er bei Räumarbeiten vom Dach stürzte. In Ostböhmen wurde nach Rundfunkberichten eine ältere Frau von einer eingebrochenen Deckenkonstruktion erschlagen. In Oberösterreich waren einzelne Ortschaften von der Umwelt abgeschnitten, alle Flachdächer galten nach Behördenangaben als einsturzgefährdet. Für die Skigebiete in den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol und in der nördlichen Steiermark wurde Lawinenwarnstufe drei bis vier auf der fünfteiligen Skala ausgegeben. Auf den Straßen Österreichs rechnen die Experten am Wochenende mit erheblichen Staus. Grund ist neben dem Wetter der Ferienwechsel in einigen Bundesländern.

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