Behinderte in der Region Trier träumen vom passenden Job

Trier · Viele Firmen in Rheinland-Pfalz kaufen sich noch immer von der Beschäftigungspflicht frei.

Wer qualifiziert und motiviert ist, findet in der Region Trier derzeit schnell einen Job. Auch für Schwerbehinderte hat die niedrige Arbeitslosenquote positive Effekte. "Das liegt an der hohen Fachkräftenachfrage und der wachsenden Bereitschaft von Unternehmen, benachteiligte Bewerbergruppen in den Blick zu nehmen", sagt Isabell Juchem, Sprecherin der Agentur für Arbeit.

Zudem habe die vom Bund geförderte Inklusionsinitiative der Arbeitsagentur Trier in den vergangenen beiden Jahren 130 schwerbehinderten Menschen zu einem neuen Job verholfen. 781 Frauen und Männer mit Handicap seien derzeit im Bezirk Trier arbeitslos. Das sind laut Statistik 90 weniger als im vergangenen Jahr und entspricht einer Quote von 6,2 Prozent. Demgegenüber stehen 5489 Arbeitnehmer mit Behinderung.

Weniger positiv beschreibt DGB-Gewerkschaftssekretär James Marsh die Situation. "Vor allem in handwerklichen Betrieben fehlt es noch an Barrierefreiheit und geeigneten Stellen. Aber auch viele Betriebe aus anderen Branchen zahlen lieber die gesetzliche Ausgleichsabgabe."

Unternehmen mit mehr als 20 Arbeitnehmern müssen mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Behinderte vergeben. Wer diese gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote nicht erfüllt oder erfüllen will, zahlt je Monat und unbesetztem Pflichtplatz zwischen 125 und 320 Euro.

Gewerkschaftssekretär James Marsh hält diese Regelung ebenso für ungenügend wie Verena Bentele. Die Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen plädiert im Gespräch mit unserer Redaktion dafür, die Ausgleichsabgabe deutlich zu erhöhen. "Es sollte für diejenigen Unternehmen, die gar keine Menschen mit Behinderung beschäftigen, wirklich spürbare Mechanismen geben."

Rheinland-Pfalz habe zwar das "Budget für Arbeit" entwickelt, das mit dem neuen Bundesteilhabegesetz in ganz Deutschland eingeführt wurde. Menschen mit Behinderungen erhalten dadurch die Möglichkeit, von der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu wechseln. Allerdings liegt Rheinland-Pfalz laut Bentele bei den privaten Arbeitgebern mit 3,7 Prozent erheblich unter dem Bundesdurchschnitt.

Dass es bei den Behörden im Land besser aussieht, zeigt der Blick auf die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD). 105 der 1100 Mitarbeiter in Trier und den ADD-Außenstellen sind schwerbehindert. Dafür erhielt die ADD den Landespreis für die beispielhafte Beschäftigung schwerbehinderter Menschen.

Reportage zum Thema:

Berufliche Heimat für 105 Behinderte

Interview mit der Bundesbeauftragten für behinderte Menschen, Verena Bentele:

"Wer nicht will, sollte mehr zahlen"

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