Brandenburg blickt auf die PDS

POTSDAM. Kraftvolle Verlierer und ängstliche Gewinner:Matthias Platzeck (SPD) und Jörg Schönbohm (CDU) könnten nach der Wahl in Brandenburg weiter regieren - falls die PDS nicht zu stark wird.

Einen "Glücksfall für Brandenburg" hatte Altkanzler Helmut Kohl den CDU-Spitzenkandidaten jüngst auf einer Wahlkampfveranstaltung genannt. Dabei ist Jörg Schönbohm geradezu vom Pech verfolgt. "Man muss vor Hartz IV und danach unterscheiden", erklärt sich der Ex-Bundeswehrgeneral die schwierige Gefechtslage. Im Frühsommer kam die CDU in der Mark noch auf 35 Prozent. Inzwischen hat die Landespartei in den Umfragen ein Drittel ihrer Sympathien verloren und rangiert hinter der SPD. So kann Schönbohm lediglich auf die Verteidigung alter Besitzstände setzen: den Erhalt der rot-schwarzen Koalition.Einzug der DVU gilt als traurige Gewissheit

Landtagswahlen in Brandenburg. Das ist nicht nur für die CDU eine Achterbahn der Umfragen und Gefühle. Auch Matthias Platzeck, der die Rolle des Landesvaters vor zwei Jahren von Manfred Stolpe übernommen hatte, muss mit dem Zwiespalt hoher persönlicher Sympathiewerte und dem dürftigen Ansehen seiner SPD leben. Am kommenden Sonntag wird wohl nicht einmal die Drei mehr an erster Stelle stehen. Trotzdem hat Platzeck gute Aussichten auf eine Fortsetzung seiner Regentschaft. Dem 50-jährigen Diplomingenieur ist es in den letzten Wochen gelungen, sich als "Retter des Ostens" zu empfehlen. "Einer von uns", schrieben die märkischen Genossen auf die Platzeck-Plakate. Die CDU ihrerseits versuchte mit dem trotzigen Slogan von der "Brandenburgpartei" zu punkten. Doch die Kampagne wirkte schon deshalb lächerlich, weil die Union bei allen Landtagwahlen in der Mark stets unter der 30-Prozent-Marke geblieben ist. Schönbohm griff zum letzten Mittel: "Arbeit statt PDS", lautet seine jüngste Devise. Die Linkssozialisten sind durch die Hartz-Welle in ungeahnte Höhen aufgestiegen. Eine Wiederbelebung der "Rote-Socken-Kampagne", meinen PDS-Strategen, könnte für noch mehr Wählerzulauf sorgen. Bei der Kür der Spitzenkandidatin Dagmar Enkelmann hatte niemand geahnt, dass sie ernsthaft in Verlegenheit kommen könnte, ein Landeskabinett zu dirigieren. Auch Enkelmann selbst fühlt sich in dieser Rolle offenbar überfordert: "Die Tatsache, stärkste Partei zu sein, zwingt uns nicht zum Regieren." In den letzten Umfragen liegen PDS und SPD nahezu gleichauf. Theoretisch wäre also auch ein rot-rotes Bündnis möglich. Doch die populistischen Hartz-Proteste der Linkssozialisten sorgen bei vielen Sozialdemokraten für Ernüchterung. Bleiben noch die kleinen Parteien. Die Grünen könnten nach zehnjähriger Abstinenz wieder in den Landtag einziehen. Den Liberalen wird der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde weniger zugetraut. Der Wiedereinzug der rechtsextremen DVU (1999: 5,3 Prozent) gilt dagegen fast als traurige Gewissheit. All das muss an einer Fortsetzung der großen Koalition nicht rütteln - es sei denn, SPD und CDU bringen keine absolute Mehrheit zu Stande. Dann würden die Karten völlig neu gemischt. Der Wahlabend verspricht jedenfalls viel Spannung.

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