Breitseite für die SPD, Schonkost für die CDU

DRESDEN. Rhetorisch gefeilt, einschmeichelnd und angriffslustig: FDP-Chef Guido Westerwelle zeigt sich im Wahlkampf gut in Form.

Die Dame wirkt resolut und interessiert: ,,Ach, wissen Sie, ich weiß noch nicht, was ich wählen soll. CDU geht nicht mehr, wegen der bösen Entgleisungen von dem Schönbohm gegen die Ostdeutschen. Jetzt höre ich mir mal die FDP an." Mit einem Lachen schlendert Brigitte Sachs in den riesigen Tagungssaal des Dresdner Hotels Westin Bellevue.Wie dieser rüstigen Rentnerin geht es laut Meinungsforschern über 25 Prozent der Bundesbürger. Sie wissen noch nicht, wo sie am 18. September ihr Kreuzchen machen werden. Im Saal spielt die Wahlkampfband Soulgarden aus Köln gerade eine Strophe des Grönemeyer-Ohrwurms ,,Und der Mensch heißt Mensch, weil er erinnert, weil er kämpft, und weil er hofft und liebt . . ." Und dann kommen sie auch schon im Pulk anmarschiert: Allen voran Guido Westerwelle, der FDP-Parteichef. Dicht neben ihm Wolfgang Gerhardt, der Fraktionschef, der davon träumt, bald Außenminister zu sein. Schließlich der FDP-Landeschef von Sachsen, Holger Zastrow, sowie die Spitzenkandidaten der Liberalen im Freistaat an der Elbe. Die Jüngste ist gerade mal 19 Jahre alt. Zastrow versprüht bei seiner Begrüßung Optimismus pur: ,,2002 hatten wir bei der zentralen Wahlveranstaltung am selben Ort im selben Saal gerade mal 300 Zuhörer. Heute sind über 700 gekommen. Aber wir Liberalen sind ja auch bärenstark hier im Freistaat. Stellen in Dresden den Oberbürgermeister und in ganz Sachsen über 30 Bürgermeister. Sachsen ist eben Spitze, Herr Westerwelle." Rauschender Beifall im Publikum und eifriges Kopfnicken des FDP-Bundesvorsitzenden, dem solche Sätze sichtlich gefallen. Die Bundestagskandidaten werden vorgestellt, dann spricht Gerhardt. Seine stark außenpolitisch eingefärbte Rede ist eher fahrig-monoton, ohne wirklichen Höhepunkt.

Dann der Auftritt von Guido Westerwelle. Er legt an diesem Abend eine gut einstündige Rede aufs Parkett, die alle Facetten guter Rhetorik bietet. Er macht klar, um welche Alternative es am 18. September geht: ,,Sie können sich entscheiden, ob das, was war, verlängert wird. Oder ob Sie einen echten Neuanfang, eine rundum erneuerte Regierung wollen." SPD und Linkspartei bekommen ihr Fett weg, die CDU wird geschont. Vor Wochen war das noch anders. Und dann ist da am Ende wieder Brigitte Sachs: ,,Das war eine sehr informative Veranstaltung. Jetzt muss ich drüber schlafen. Dann entscheide ich mich."

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