Bundeswahlleiter steht auf Trier

TRIER. Wenn der Bundeswahlausschuss heute morgen in Berlin zu seiner ersten Sitzung zusammenkommt, spielt ein gebürtiger Trierer mit Eifeler Wurzeln die erste Geige: Johann Hahlen. Der 62-Jährige ist seit zehn Jahren Präsident des Statistischen Bundesamts und damit zugleich auch Bundeswahlleiter.

Johann Hahlen hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Obwohl das Bundesverfassungsgericht noch die Rechtmäßigkeit der für den 18. September geplanten Bundestagswahl prüft, muss der 62-Jährige so tun, als sei die Entscheidung längst gefallen. Zu knapp ist die verbleibende Zeit, zu viele Fristen müssen eingehalten werden. Für so eine Aufgabe bedarf es eines verlässlichen Beamten. Wohl schon aus diesem Grund ist der Präsident des Statistischen Bundesamts traditionell auch zugleich Bundeswahlleiter. Kein Job für Selbstdarsteller, sondern für verlässliche Top-Beamte mit Selbstdisziplin, gleich wer in Berlin am Ruder ist.Alle vier Jahre im Rampenlicht

Der gebürtige Trierer Johann Hahlen gehört ganz offenkundig zu dieser Spezies. Dafür spricht jedenfalls sein Werdegang: Nach dem Abitur in Offenburg studiert Hahlen vier Jahre lang Rechtswissenschaften in Freiburg, leistet anschließend seinen Wehrdienst ab und wird 1970 Rechtsanwalt in Köln. Zwei Jahre später wechselt der zweifache Familienvater ins Innenministerium, durchläuft dort mehrere Abteilungen, ehe er ab 1983 für die innenpolitische Arbeitsgruppe der Union arbeitet. 1988 kehrt Johann Hahlen ins Innenministerium zurück, übernimmt erst das Haushaltsreferat, dann die Abteilung Verfassung/Staatsrecht. Den größten Karrieresprung macht er 1995, als ihn der damalige CDU-Innenminister Manfred Kanther zum Präsidenten des Statistischen Bundesamts beruft. Ein Job, den Hahlen noch heute inne hat, obwohl die schwarz-gelbe Kohl-Regierung längst Geschichte ist.

Dass SPD-Mann Otto Schily an Hahlen festhielt, spricht für die Loyalität des Spitzen-Beamten, der lieber in der zweiten Reihe steht als im Rampenlicht. Spätestens alle vier Jahre allerdings führt daran für Johann Hahlen kein Weg vorbei. Als Bundeswahlleiter ist der 62-Jährige nicht nur verantwortlich für die gesetzesmäßige Vorbereitung der Wahl, ihren ordentlichen Ablauf und Abschluss. Er verkündet auch - tief in der Wahlnacht - das vorläufige amtliche Endergebnis.

Bis dahin aber sind es noch gut fünf Wochen, in denen Hahlen alle Hände voll zu tun hat und das Statistische Bundesamt seinen Chef nur selten zu sehen bekommt. Interviewwünsche blockt sein Sprecher meistens ab, "Herr Hahlen", heißt es dann, "möchte sich bis zur Wahl nicht dazu äußern."

Eine Ausnahme macht der in diesen Tagen so gefragte Ex-Trierer dann aber doch. Seiner alten Heimat sei er noch immer verbunden, sagt er dem TV. Mindestens einmal im Jahr besuche er seine Geburtsstadt, die er - neben Freiburg - für die lebenswerteste Stadt Deutschlands hält. Als gläubiger Christ pilgert Hahlen in den Tagen nach Christi Himmelfahrt mit der Matthias-Bruderschaft aus Mehlem (bei Bad Godesberg) zum Grab des Apostels in der Abteikirche St. Matthias.

Schüler in Halsdorf

Die meisten Trierer Verwandten Hahlens sind mittlerweile gestorben, nur noch eine Tante des Bundeswahlleiters, deren Mann Joseph Nicknig einst Chef des Trierer Vermessungsamts war, lebt noch in der Stadt.

Dass der Jurist vor 62 Jahren im Trierer Herz-Jesu-Krankenhaus geboren wurde, war dabei mehr einem Zufall zu verdanken. Wegen des Krieges war Hahlens Mutter nach Bettingen (Kreis Bitburg-Prüm) geflüchtet, wo ihr Bruder Johannes Nicknig Pastor war. Im Herz-Jesu-Krankenhaus machte sie eine Ausbildung als Krankenschwester.

Neben Bettingen können aber auch die Einwohner des nur wenige Kilometer entfernten Ortes Halsdorf ein wenig stolz sein, wenn Johann Hahlen heute in Berlin die Sitzung des Bundeswahlausschusses eröffnet. In Halsdorf nämlich ging Hahlen in die Dorfschule, bis der Vater 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und die Familie nach Freiburg umzog.

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