Charmanter Blick und großes Verständnis

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert umfassende Unterstützung im Nahost-Konflikt zugesagt. Olmert besuchte gestern Berlin.

Berlin. So ein Charmeur. Ehud Olmert, Israels Premier, blickte Angela Merkel gestern vor versammelter Presse tief in die Augen und sagte, wie beeindruckt er von der Freundschaft und Freundlichkeit der Kanzlerin sei. Die deutsche Regierungschefin lächelte verlegen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt nach diesem Besuch, und die zwischen Deutschland und Israel soll bald noch besser werden. Zweieinhalb Tage Berlin, das ist lange für einen, der daheim Friedensverhandlungen mit den Palästinensern führt, dessen Land von Raketen beschossen wird, und der gerade mit einem Pulverfass namens Gaza konfrontiert ist. Aber Olmert nahm sich die Zeit. Die Berliner auch: Sie mussten mit vielen Absperrungen fertig werden. Sicherheitsstufe eins. Der Ministerpräsident besuchte das Jüdische Museum, sprach mit dem Bundespräsidenten und traf Abgeordnete im Bundestag. Vor allem aber wollte er den Kontakt zu Angela Merkel vertiefen. Zweimal redeten die beiden miteinander - insgesamt fünf Stunden. Im 60. Gründungsjahr des Staates Israel will Deutschland seine Beziehungen zu dem Land auf eine neue Stufe heben.Unterschiedliche Nuancen

Am 17. März reist die Kanzlerin deshalb mit dem halben Kabinett nach Tel Aviv, zu den ersten deutsch-israelischen Konsultationen. Bisher gibt es solche Treffen nur mit den wichtigsten europäischen Nachbarn sowie mit Russland und der Ukraine. Man wolle mit der Reise eine neue Tradition begründen, sagte Merkel. Deutschland habe eine historische Verantwortung für das Existenzrecht Israels, aber die Beziehungen müssten auch "in die Zukunft blicken". Verstärkter Wissenschaftsaustausch und mehr Jugendbegegnungen stehen auf dem Programm. Meinungsverschiedenheiten waren bei der Beurteilung der aktuellen Lage im Nahen Osten nicht zu erkennen, wohl aber unterschiedliche Nuancen. So lobte Merkel, dass Israel die Friedensverhandlungen auch nach dem Selbstmordanschlag von Dimona letzte Woche weiterführt. Olmert betonte hingegen, dass Israel zwar weiter verhandele, jedoch seine militärischen Aktionen gegen "Terroristen" nicht einstelle. Gegenüber dem Iran setzen beide Seiten offiziell weiter auf Diplomatie. Es bleibe bei der Doppelstrategie, sagte Merkel ganz sachlich: Sanktionen, wenn Teheran nicht von seinem Uran-Anreicherungsprogramm ablasse, aber bessere Kooperation, wenn es einlenke. Olmert stimmte dem zu, sah die Sache aber nicht ganz so ruhig. Iran verfolge seine Atomwaffenpläne weiter, da sei Israel ganz sicher. "Es gibt da etwas, was vor uns verborgen wird". Eine militärische Lösung des Konfliktes wollte der Premier ausdrücklich nicht ausschließen. Merkel aber betonte: "Ich setze auf eine diplomatische Lösung und auf nichts anderes".

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