Da waren es nur noch zwei

Washington · US-Präsident Trump demontiert öffentlich seinen Justizminister. Weil er die Russland-Affäre nicht loswird.

Da waren es nur noch zwei
Foto: Pablo Martinez Monsivais (AP)

Washington Fast eine Stunde nahm sich der US-Präsident für sein jüngstes Interview mit der New York Times Zeit, und über weite Strecken war er bestens gelaunt, berichten die Journalisten. Doch bei einem Thema hörte der Spaß für Donald Trump auf: bei der Russland-Affäre. Also bei der Frage, ob die Russen im Wahlkampf 2016 mitgemischt haben, um seiner Konkurrentin Hillary Clinton zu schaden - und ob das mit Wissen und Wollen der Republikaner geschah.
Trump (Foto: dpa) möchte die lästigen Ermittlungen loswerden und kennt dabei nicht Freund, nicht Feind. Diesmal trifft es seinen Justizminister Jeff Sessions. Sessions war der erste Senator, der sich hinter den Außenseiter Trump gestellt hatte, und wurde dafür mit dem Kabinettsposten belohnt. Doch im März zog er sich wegen Befangenheit aus den Russland-Ermittlungen zurück - aus Trumps Sicht ein unverzeihlicher Fehler. "Jeff Sessions nimmt den Job, tritt den Job an, erklärt sich für befangen, was ich offen gesagt für sehr unfair gegenüber dem Präsidenten halte", wütete Trump.
Die öffentliche Demontage zeigt, wie sehr die Nerven des Präsidenten bloßliegen. Immerhin ermitteln in der Affäre neben der Bundespolizei FBI inzwischen mehrere Kongressausschüsse und ein vom Justizministerium eingesetzter Sonderermittler. Auch den würde Trump am liebsten rausschmeißen, so wie er es mit dem unbotmäßigen früheren FBI-Chef James Comey getan hatte. Aber seine Berater haben ihm abgeraten.
Stattdessen schlug Trump nun auf den parteiübergreifend geachteten Sonderermittler Robert Mueller ein, warf ihm Interessenskonflikte vor, und warnte ihn dringend davor, die Ermittlungen auf die Finanzverhältnisse der Familie Trump auszuweiten. Und wo der Präsident schon mal dabei war, bekam auch Vize-Justizminister Rod Rosenstein einen mit, der die Aufsicht über die Russland-Untersuchung führt. Trump unterstellte ihm, er könne eigentlich kein Republikaner sein, weil Rosenstein aus dem demokratisch dominierten Baltimore komme.
Trumps Nervosität ist nicht verwunderlich. Zwar haben die Ermittler bisher keine stichfesten Beweise für Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gefunden. Aber es kommen immer neue kompromittierende Details ans Licht. So hatten sich sein Sohn Donald Trump Jr., Schwiegersohn Jared Kushner und der damalige Wahlkampfmanager Paul Manafort mit einer russischen Anwältin getroffen, die ihnen belastendes Material über Clinton versprach. Für Irritation sorgte auch, dass sich Trump jüngst beim G-20-Gipfel in Hamburg zum Tête-à-Tête mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zurückzogen hat - zwar mit russischem, aber ohne amerikanischen Dolmetscher. Er habe mit Putin vor allem "Nettigkeiten" ausgetauscht, sagte Trump der ´New York Times.
Entgegen seinem Wunsch aber bleibt die Russland-Affäre auf der Tagesordnung. Am Montag soll der Schwiegersohn vor dem Geheimdienstausschuss des Senats aussagen. Am Mittwoch sind dann Sohn Trump Jr. und Manafort im Justizausschuss dran. Sessions erklärte unterdessen, er werde nicht zurücktreten. "Wir lieben diesen Job" sagte er vor der Presse. "Ich plane, das weiter zu machen, solange es angemessen ist."

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