"Damit ist das erledigt"

Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (49) wird auf dem CDU-Bezirksparteitag Ende Oktober gegen den amtierenden Vorsitzenden Michael Billen (51) kandidieren. Das sagte Kaster am Sonntag auf TV-Anfrage. Auch Billen will wieder antreten.

Trier. Die brandaktuelle Nachricht erreicht die CDU-Kreisvorsitzenden im Bezirk Trier am Samstagnachmittag per Fax. Er habe sich "nach vielen Gesprächen in der Partei, im Kreisvorstand und auch außerhalb dazu entschlossen", für den Bezirksvorsitz zu kandidieren, teilt Bernhard Kaster, erst seit Ende März selbst CDU-Kreisvorsitzender von Trier-Stadt, den vier Vorsitzenden-Kollegen mit. Die Entscheidung für eine Kampfkandidatur gegen den amtierenden Bezirks-Chef Michael Billen war nur wenige Stunden zuvor in einer Vorstandssitzung der Trierer Christdemokraten im Restaurant Postillion gefallen. Einstimmig nominierten die Vorstandsmitglieder Kaster für den Parteitag am 20. Oktober in Irrel.Die Eifel-Gemeinde liegt nicht weit entfernt von Kaschenbach, dem Heimatort des amtierenden CDU-Bezirksvorsitzenden Michael Billen. Der 51-jährige Landtagsabgeordnete ist am Samstag gerade mit den Vorbereitungen fürs örtliche Scheunenfest beschäftigt, als ihn die unfrohe Botschaft aus Trier erreicht. "Dass ich per Fax informiert werde, ist schon ein kurioser Umgangsstil", macht Billen seinem Unmut Luft.Ein Vorwurf, der auf Gegenseitigkeit beruht. Vor allem unter den Trierer und Trier-Saarburger CDUlern gibt es nicht wenige, die dem Eifeler Landwirtschaftsmeister seinen "nicht abgesprochenen Alleingang" (ein CDU-Vorstand) bei der letztlich geplatzten Sparkassenfusion übel ankreiden. Damit habe Billen "die eigenen Leute vor den Kopf gestoßen", sagt ein anderer CDU-Funktionär.Bernhard Kaster gibt sich indes für einen Politiker ungewohnt zurückhaltend. "Ja", sagt der 49-jährige Parlamentarier am Sonntag dem TV, "ich kandidiere." Aber zu den Motiven will sich der Christdemokrat "jetzt noch nicht öffentlich äußern. Das bespreche ich erst in den zuständigen Gremien.""Delegierte entscheiden, wer Vorsitzender bleibt"

Kurze Zeit später ruft Kaster auf dem Handy den Mann an, den er in knapp vier Wochen stürzen will: Michael Billen. "Das Telefonat hat nicht lange gedauert, weil ich die Kaffeemaschine fürs Scheunenfest noch aufbauen muss", lässt sich auch der Eifeler anschließend nicht tief in die Karten schauen. Aber wer Billen kennt, merkt, dass er stinkesauer ist über die Art und Weise, wie er von der Gegenkandidatur erfahren hat. Angst aber, sagt er, habe er vor der Kaster-Kandidatur nicht. "In Irrel entscheiden 250 Delegierte, wer Bezirksvorsitzender bleibt", meint ein gewohnt angriffslustiger Billen, "damit ist das erledigt."Verbalen Rückenwind bekommt der Landtagsabgeordnete aus dem ihm mehrheitlich stets gewogenen Vulkaneifelkreis. "Michael Billen hat seinen Job als Bezirksvorsitzender gut gemacht", meint der dortige CDU-Chef Frank Mörsch (35) und verhehlt nicht, dass ihm die Gegenkandidatur Kasters nicht schmeckt: "Statt über Sachpolitik zu reden, streiten wir jetzt wieder um Personen."Mörschs Bernkastel-Wittlicher Kollege Alexander Licht (55), der Billen seit Jahren in inniger Partei-Feindschaft verbunden ist, findet "das alles in Ordnung". Kaster sei "ein guter Kandidat", sagt er, jemand, der die Partei nach den Turbulenzen um die Sparkassenfusion wieder zusammenführen könne.Das denkt zwar auch der Trier-Saarburger CDU-Vorsitzende Arnold Schmitt (53). Nur offen aussprechen will es der Landtagsabgeordnete an diesem Sonntag nicht. Stattdessen redet Schmitt so, wie Politiker schon mal reden: "Ich finde es gut", sagt der Rioler, "wenn die Delegierten auf dem Bezirksparteitag zwischen zwei Kandidaten wählen können." Da hatte sich Schmitt freilich am vergangenen Donnerstag schon etwas weiter aus dem Fenster gelehnt. "Wenn es von uns einen Vorschlag gibt", sagte Schmitt am Rande des Kreisparteitags dem TV, "dann einen gemeinsamen mit Trier." Wie der Trierer Vorschlag für den CDU-Bezirksvorsitz lautet, steht seit diesem Wochenende fest. Extra Auf dem CDU-Bezirksparteitag in Irrel werden 250 Delegierte über den Vorsitzenden abstimmen. Die meisten Delegierten (69) stellt der Kreisverband Trier-Saarburg. 56 Delegierte kommen aus Bernkastel-Wittlich, 55 aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, 41 aus Trier und 29 aus dem Vulkaneifelkreis.

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