Dank Atomwaffen kein Altmetall

Trier/Berlin · Ausmusterung? Nix da. Die deutschen Tornados-Jets fliegen noch bis 2035.

Trier/Berlin Wären es Autos, dann müsste man von Oldtimern sprechen. Denn viele der Tornado-Jets fliegen schon seit mehr als 30 Jahren im Dienst der deutschen Luftwaffe. Ursprünglich war geplant, sie im Jahr 2020 auszumustern.
Ein Plan, der nicht funktioniert. Denn: Statt die Kernwaffen aus Büchel abzuziehen, werden die USA sie modernisieren. Andere Flugzeuge, die im Ernstfall mit Atombomben bewaffnet werden könnten, hat Deutschland nicht. Das Waffensystem Tornado sei der "alleinige Fähigkeitsträger" im Bereich nukleare Teilhabe, heißt es im Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums.
Die 85 Tornados, die von einst 357 Jets noch übrig sind, sollen laut Luftwaffe nun noch bis 2035 genutzt werden. 31 von ihnen sind in Büchel beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 stationiert, das eine zentrale Rolle für die "nukleare Beteiligung" Deutschlands spielt: Gäbe US-Präsident Donald Trump in Washington den Befehl, die Waffen scharfzumachen, dann würden sie an die deutschen Jets geklinkt und im Rahmen eines von Nato-Stäben geplanten Einsatzes von deutschen Piloten zum militärischen Ziel geflogen.
710 Millionen Euro wird die Bundesrepublik nach Angaben des aktuellsten Rüstungsberichts allein bis 2021 in die Tornados stecken. In der Vergangenheit seien bereits Hard- und Software modernisiert worden, ebenso wie die Selbstschutzanlage. Zudem seien ein digitales Kommunikationssystem und ein Funkgerät für eine verschlüsselte Verbindung eingebaut worden, teilt ein Pressestabsoffizier mit.
Laut Otfried Nassauer, Direktor des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit, müssen die Jets zudem technisch darauf vorbereitet werden, die neuen Bomben zu tragen. Es fehle ihnen insbesondere die geeignete Technik, damit das Flugzeug mit der voll digitalisierten Bombe "korrekt kommunizieren" könne. Die Integration der Bombe in die Tornados habe in den USA bereits begonnen.
Auch der amerikanische Kernwaffenexperte Hans Kristensen vom Nuclear Information Project sagt, die ersten Testflüge seien 2016 bereits erfolgt, weitere gebe es dieses Jahr.
Kristensen erklärt zudem, dass ältere Flugzeuge wie die Tornados oder F-16 trotz aller Neuerungen nicht in der Lage sein dürften, die Bomben so präzise zu lenken wie moderne Flugzeuge.

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