"Das Schlimmste ist die Ungewissheit"

KÖRPERICH. Was ist mit der 26-jährigen Nicole Clerf aus Körperich (Kreis Bitburg-Prüm) geschehen, nachdem sie am vergangenen Donnerstagabend ihren Arbeitsplatz in einem Geichlinger Möbelhaus verlassen hat? Die Hoffnungen, die vermisste Frau noch lebend zu finden, sinken von Tag zu Tag.

Den ersten Hinweis auf Nicole Clerf fand die Polizei am Sonntagnachmittag - und es war kein beruhigender: Die Besatzung eines Polizeihubschraubers entdeckte den silbergrauen VW-Golf der jungen Frau an einem Waldrand unweit der Ortschaft Körperich. In der 1200-Einwohner-Gemeinde hatte sich die aus Bollendorf stammende Frau erst vor kurzem eine Wohnung gemietet; von hier aus ist es nicht weit zu ihrer nur fünf Kilometer entfernten Arbeitsstelle - ein Möbelhaus in Geichlingen. Am Donnerstag kurz nach 18 Uhr machte Nicole Clerf Feierabend und fuhr nach Hause. Seitdem fehlt von der als "äußerst zuverlässig" und "besonnen" geltenden Frau jede Spur. Nur ihren mit einem Brandbeschleuniger angezündeten Wagen entdeckten die Fahnder - völlig ausgebrannt. Für die Polizei ein alarmierendes Zeichen. Die Möglichkeit, dass sich Nicole Clerf selbst etwas angetan haben könnte oder sie vielleicht abgehauen ist, halten die Ermittler für "wenig wahrscheinlich". "Warum sollte ein Selbstmörder sein Auto anstecken", fragt Bernd Michels, Chef der 40-köpfigen Sonderkommission "Nicole".Und auch der Trierer Chef-Staatsanwalt Horst Roos glaubt nicht daran, dass die 26-Jährige "nur" getürmt ist: "Das ist eigentlich nicht denkbar." Nicole Clerfs "familiäre Welt" sei "absolut in Ordnung", sagt Roos, Flucht oder gar Selbstmord - "das passt nicht". Bleibt der schlimme Gedanke an ein Verbrechen, dem die junge Frau zum Opfer gefallen sein könnte. "Der Verdacht erhärtet sich von Minute zu Minute", sagt Soko-Chef Michels und: "Ich habe kein gutes Gefühl."Die Ermittlungen der Polizei laufen längst auf Hochtouren: Hubschrauber auch aus Luxemburg haben das Gebiet um Körperich mehrfach überflogen, Hundestaffeln durchkämmten den Wald, Kripo-Beamte befragten Freunde und Arbeitskollegen der vermissten jungen Frau - ohne greifbares Ergebnis. Auch aus der Bevölkerung gingen bislang keine brauchbaren Hinweise ein (Soko-Telefon: 0651/9779-1020). Heute Mittag wird die Spuren-Suche noch intensiviert: 250 Polizisten und Feuerwehrleute durchkämmen dann noch einmal das Waldgelände bei Körperich. Derweil hofft eine ganze Region mit Nicole Clerfs Familie, dass sich die schlimmen Befürchtungen nicht bewahrheiten mögen und die 26-Jährige doch noch lebend gefunden wird. "Die Ungewissheit", sagt Soko-Chef Michels, "ist das Schlimmste."

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