Das US-Monopol kippt: Die Chinesen kommen

BERLIN. Die USA verlieren international ihr Monopol als Weltmacht. Zwar werden die Vereinigten Staaten von 81 Prozent der Menschen in den wirtschaftlich und politisch stärksten Ländern der Erde heute als "wirkliche Weltmacht" angesehen. Doch werden sich die Gewichte in den kommenden Jahren deutlich verschieben – vor allem zugunsten von China.

Für das Jahr 2020 erwarten nur noch 57 Prozent der Menschen die USA als Weltmacht, dicht bedrängt von China, das sich von heute 45 auf 55 Prozent verbessern wird. Dahinter folgen Japan (32 Prozent), Russland (26 Prozent) und der Subkontinent Indien (24 Prozent). Deutschland sehen im Durchschnitt im Jahr 2020 nur 26 Prozent als Weltmacht, mit abnehmender Tendenz.Deutschland keine globale Macht

Das ist das bemerkenswerte Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Weltweit wurden dazu 10 000 Menschen in den fünf ständigen Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich) und den Exportnationen Deutschland und Japan sowie den Schwellenländern Indien und Brasilien von den Meinungsforschungsinstituten Gallup und Emnid befragt. Im Kern ging es dabei um die ,,Rolle und Funktion der Weltmächte heute und im Jahr 2020". Auffällig sind laut Studie die Unterschiede in der deutschen und der internationalen Wahrnehmung. Die Mehrheit der Deutschen sieht das eigene Land weder heute noch in Zukunft als globale Macht. Gegenwärtig betrachten 40 Prozent der Befragten Deutschland als Weltmacht. Ebenso viele sehen diesen Status für Deutschland auch in den kommenden 15 Jahren gegeben. Aus deutscher Sicht unangefochtener Global Player Nummer 1 sind heute die USA. 90 Prozent teilen diese Einschätzung. An zweiter Stelle wird mit 75 Prozent die EU genannt. Es folgen China mit 68 Prozent, die Uno mit 66, Japan mit 57 und Russland mit 50 Prozent. Zugunsten von China erwarten die Deutschen für das Jahr 2020 nur leichte Verschiebungen. 82 Prozent sehen dann die USA vorn, gefolgt von China mit 75 Prozent. Auffällig auch die unterschiedlichen Einschätzungen der Deutschen und der übrigen Befragten zur Rolle von EU und Uno. Während die Deutschen die politische Bedeutung der Uno mit 66 Prozent relativ hoch bewerten, sehen nur 26 Prozent der international Befragten die Vereinten Nationen als wichtigen Global Player an. Im Jahr 2020 sind es sogar nur noch 21 Prozent. Dabei wünschen sich durchaus viele Menschen zukünftig von der Uno eine größere Rolle als zentrale Ordnungsmacht für die Stabilität in der Welt. Sie trauen sie ihr aber nur bedingt zu. Im internationalen Durchschnitt wird die Bewertung der EU als globaler Akteur von nur 32 Prozent der Befragten geteilt, mit abnehmender Tendenz. Dagegen halten 75 Prozent der Deutschen die EU auf dem internationalen Parkett für eine wichtige Größe und Macht. Interessant auch die Kriterien, wonach sich der Status einer Weltmacht bewerten lässt. Die meisten Menschen nannten in dem Zusammenhang politische Stabilität im Inneren, wirtschaftliche Stärke sowie leistungsfähige Bildung und Forschung. Dagegen ist militärische Stärke als Machtfaktor für die Mehrheit der Befragten immer weniger bedeutsam. Zum Fazit der Studie sagte Professor Werner Weidenfeld, Vorstandsmitglied der Stiftung, gestern: "Die Menschen sehen die heutige Vormachtstellung der USA in Zukunft schwinden, aber sie erwarten auch kein harmonisches Gleichgewicht der Weltmächte, das etwa von der Uno moderiert wird. Sie setzen vielmehr auf die eigene Stärke im globalen Wettbewerb."

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