Dauerfeuer gegen den "Terminator"

LOS ANGELES. Am Dienstag entscheiden die Bürger des amerikanischen Bundesstaates Kalifornien über das politische Schicksal des amtierenden Gouverneurs. Arnold Schwarzenegger will das Amt übernehmen, aber alte Vorwürfe setzen ihm im Wahlkampf zu.

Als sich am Samstag ein weiblicher Fan vor einem Hamburger-Restaurant nähert und versucht, den Filmstar in die Arme zu nehmen, tritt dieser zwei Schritte zurück und hebt mahnend die Hände: "Bitte nicht, bitte nicht. Sonst steht es morgen wieder in der Zeitung."Diese Szene, von Fernsehkameras eingefangen, sollte witzig wirken. Doch zum Lachen ist den Mitarbeitern von Arnold Schwarzenegger, der morgen zum neuen Gouverneur von Kalifornien gewählt werden möchte, derzeit nicht zumute. Ein nicht enden wollender Schwall an Anschuldigungen hat einen Mann in die Defensive gedrängt, der in der letzten Woche noch gehofft hatte, mit einer Entschuldigung für ein "gelegentlich schlimmes Verhalten" gegenüber der Weiblichkeit vor allem während seiner Karriere als Bodybuilder allen Kritikern vorab den Wind aus den Segeln nehmen zu können. Doch die kalifornischen Medien - allen voran die Tageszeitung "Los Angeles Times", die in ihren Kommentaren unverdrossen dem in der Bevölkerung unbeliebten demokratischen Amtsinhaber Gray Davis den Rücken stärkt - lassen nicht locker.Insgesamt elf Frauen haben mittlerweile auf gedrucktem Papier berichten dürfen, wie Schwarzenegger sie angeblich belästigt, begrabscht oder mit Komplimenten in Bezug auf ein schönes Hinterteil ("nice ass") oder andere körperliche Eigenschaften konfrontiert hat.Dabei soll es um Vorfälle gehen, die teilweise bis zu 30 Jahre zurück liegen - und das lässt nicht nur den "Terminator" wundern: "Warum kommen diese Vorwürfe erst jetzt?"Auch gestern, am letzten Tag einer viertägigen Bustour in Sacramento, wies deshalb Schwarzenegger auf eine "anhaltende Schmierenkampagne" der Demokraten hin - und musste sich am vierten Tag in Folge auch gegen den Verdacht verteidigen, im Jahr 1975 in Bemerkungen zu einem Freund mit Hitler sympathisiert zu haben. Einen Vorwurf, den der Kandidat Schwarzenegger vehement dementiert, unter anderem mit dem Hinweis auf seine langjährige enge Zusammenarbeit mit dem jüdischen Simon Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles.Seine Freunde gehen schon auf Distanz

Doch das Dauerfeuer der Gegner zeigt langsam Wirkung - und einige Freunde des Republikaners suchen bereits Distanz. So sagte der Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, am Wochenende kurzfristig Auftritte ab, bei denen er heute eigentlich mit Schwarzenegger den Wahlkampf-Endspurt bestreiten wollte.Und die Zahl jener Kalifornier, die Dienstag den amtierenden Gouverneur aus dem Amt werfen wollen, ist letzten Umfragen zufolge auf 50 Prozent gesunken - was auf eine Zitterpartie bei der Auszählung hindeutet. Sollte Davis jedoch abberufen werden, hat Schwarzenegger trotz der Kontroversen um seine Vergangenheit weiter gute Chancen: Letzte Umfragen sehen ihn mit 36 Prozent der Stimmen vor dem demokratischen Vize-Gouverneur Cruz Bustamante, der wegen des Verdachts illegaler Spenden-Annahme ebenfalls ins Gerede gekommen ist und mit nur 29 Prozent der Stimmen rechnen kann.Gouverneur Gray Davis selbst legte am Samstag genüsslich den Finger in die wunden Stellen des Hollywood-Stars: Kalifornien werde möglicherweise bald ein Bundesstaat sein, der einen politischen Führer mit krimineller Vergangenheit habe, warnte er bei einer Rede vor Frauen-Organisationen. Denn Grabscherei gilt in Kalifornien - anders als in einigen anderen Bundesstaaten - bereits als strafbares Vergehen.Aus diesem Grund entzog am Wochenende auch mit der "Oakland Tribune" eine kalifornische Tageszeitung Schwarzenegger die zuvor bereits erteilte Unterstützung. Die Vorwürfe gegen den Hollywood-Star würden auf ein Verhaltensmuster hinweisen, so der Chefredakteur des Blattes in einem Kommentar, das von wiederholtem Missbrauch und untragbaren Aktionen geprägt sei.

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