Der Kaiser als Krönung

Große Namen, aber auch kleiner Grenzverkehr: Zwischen illustren Star-Gästen und vielen grenzüberschreitenden kleinen Künstler-Kooperationen spielte sich das Mammut-Programm der Kulturhauptstadt 2007 ab.

 Das Kulturhauptstadtjahr brachte Kunst und Farbe in die Straßen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Das Kulturhauptstadtjahr brachte Kunst und Farbe in die Straßen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Luxemburg. Allein in Luxemburg lag das Budget des Hauptstadt-Jahres bei 45 Millionen Euro. Rechnet man die Zuschüsse in den anderen Regionen und die Eigen-Beiträge der Koordinationspartner sowie die Zuschauer-Einnahmen hinzu, hat das Kulturjahr mehr als 100 Millionen Euro bewegt. Die mit Abstand größte Einzelveranstaltung war die Trierer Konstantin-Ausstellung mit ihren 350 000 Besuchern. Riesigen Zuspruch erzielten auch die Kinder- und Jugendveranstaltungen in der Rotonde 2. Angesichts von mehr als 60 000 Teilnehmern will Luxemburg das Jugend-Kulturprogramm fortführen und die Rotonde 2 sanieren. Auch Projekte wie "Total Théatre" und der Zusammenschluss der freien Saar-Lor-Lux-Tanzkompanien haben Interesse an einer Weiterarbeit angemeldet. Das Hauptstadt-Jahr hat aber auch die Grenzen deutlich gemacht. Zwischen Luxemburg, Trier, Saarbrücken und St. Vith war die Resonanz gut, in Mainz, Namur oder Metz, die nominell auch zur Großregion gehören, blieb der Hirsch unbekannt. "Vielleicht ist die Großregion einfach zu groß", merkt der Luxemburger Bürgermeister Paul Helminger kritisch an. Für die Region Trier war das kein Problem. Allein hier trugen weit über 50 Projekte zum Erfolg der Großregion-Kulturhauptstadt bei. Da waren die Saarburger "Spiegelbilder", das "Ortsgedächtnis" in Konz, die "Erinnerungsräume" in Trier, "Artecelli" aus Lieser oder die Eifeler Arbeitswanderer in Prüm. Weit über 50 Projekte in der Region Trier

Die Trierer Stadtbibliothek präsentierte "Kaiser-Gelehrte-Revolutionäre", das Karl-Marx-Haus wurde zum "Remarx"-Haus, in Orscholz wogte die Klangwelle, im Amphitheater verwandelte sich die "Carmina Burana" in ein farbenfrohes Spektakel, das Theater hauchte "Fausta" und "Cusanus" neues Opern-Leben ein, Jazzer trafen Philharmoniker, auf dem Basilika-Vorplatz wurden alte Stummfilme wieder lebendig. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. In Luxemburg erwiesen sich die beiden Rotunden am Hauptbahnhof rasch als Herzstück des Programms. Die Rotonde 1 zeigte hochklassige Ausstellungen, allen voran die Fotografen Martin Parr und Sophie Calle. Die Rotonde 2 bot ein grandioses Jugendprogramm mit Theater, Partys, Experimenteller Musik, einer großen Ausstellung zum Thema "Kinder und Tod" und der gefeierten "Dance"-Produktion des Choreographen Royston Maldoom. Nebenan in einer alten Frucht-Halle öffnete der "Dance-Palace", der zu einem Treffpunkt von freien Tanz-Kompanien aus der ganzen Großregion wurde.Neben neuen Spiel-Räumen für Kreativität fand auch reichlich Kultur in der Stadt statt. Mit "Trans(ient) City" wurde Luxemburg-Stadt zum Ort für eine Reihe von Straßen-Kunstwerken, mit den großen Eröffnungs-, Sommer- und Schlussfesten verwandelten sich ganze Stadtteile in kulturelle Festmeilen. Herausragend die Themen-Ausstellung "All we need" in der alten Gebläsehalle Esch-Belval. Spektakulär die Picasso-Schau in Saarbrücken. Aufwendig die "Babel"-Produktion der Philharmonie, die Kinder aus allen Teilen der Großregion in die Komposition eines sinfonischen Werkes integrierte. Innovativ die "Dreigroschenoper" mit Studenten aus Trier, Saarbrücken und Luxemburg. Allesamt Produktionen, die ohne das Kulturhauptstadtjahr kaum zustande gekommen wären - ebenso wie viele kleinere, liebevoll und engagiert organisierte Programm-Elemente.Dazu kamen die "Sahnehäubchen" der etablierten Veranstalter, die im Hauptstadtjahr noch eine Schippe drauflegten. Das Festival "Total Théatre" etwa, bei dem sich zum ersten Mal fünf Häuser aus Saar-Lor-Lux zusammentaten. Oder die hochkarätigen Gastspiele in der Philharmonie und dem Grand Théatre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort