Der Kaiser kämpft mit Fans für deutsches Bier

Berlin . Noch 596 Tage, und bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland rollt der Ball. Im Vorfeld machen sich die Fans aber Sorgen, ob sie in und um die Stadien auch deutsches Bier bekommen können.

Foren wurden gegründet, Aufrufe und Petitionen unterschrieben. Im Internet entlädt sich die Wut der Fans seit Monaten massenhaft. Von "Sauerei" und "absoluter Frechheit" ist da die Rede. Allein auf der Seite www.wmbier2006.de meldeten sich bislang fast 35 000 Fußballfreunde schimpfend zu Wort. Die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ohne deutsches Bier? Das kann doch nicht sein. Noch sind Hopfen und Malz aber nicht verloren. Bislang hatte die Fifa es abgelehnt, dass die Fußballfans bei den Spielen ihren Durst mit regionalem Gerstensaft löschen können. Stattdessen bestand sie als alleinige Rechteinhaberin aller Werbe-, Vertriebs-, Catering- und Lizenzmaßnahmen für die WM 2006 darauf, dass bei dem Turnier sowohl in den zwölf Arenen als auch bei den offiziellen Fan-Parties und Übertragungen auf innerstädtischen Großbildleinwänden amerikanisches Bier durch die Kehlen fließt. Frühzeitig hatte sich nämlich der US-Brauer Anheuser-Busch als einer der 15 Hauptsponsoren des Ereignisses die Rechte am Bierausschank für 40 Millionen Euro gesichert. Eine Summe, "die in Deutschland aufgrund der Struktur des Marktes nur ganz wenige Unternehmen hätten wälzen können", wissen Experten. Das Abkommen zwischen der Fifa und dem US-Brauer wurde allerdings zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als noch nicht feststand, dass die WM 2006 in Deutschland stattfinden würde. Branchenkenner glauben, dass das Unternehmen dann vermutlich anders entschieden hätte - für die US-Firma ist der deutsche Markt bislang alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Außerdem glauben Fachleute, dass Anheuser nicht die Logistik hat, die zigtausend Fans deutschlandweit bei den zahlreichen WM-Ereignissen zu verköstigen. Der US-Brauer sei daher wohl primär daran interessiert, werbegerecht platziert zu werden. Die bierdurstigen Fans können also vielleicht aufatmen. Wie gestern aus Brauereikreisen verlautete, wird sich der Weltfußballverband von seinem sturen Nein zum heimischen Gerstensaft voraussichtlich verabschieden. So will es auch das Organisationskommitee (OK) um Franz Beckenbauer. Es drängt schon seit geraumer Zeit Fifa-Präsident Sepp Blatter, den Protesten der Fans nachzugeben. Unterstützung gibt es für den "Kaiser" aus der Politik: "Wenn man schon in Deutschland ist, sollte man auch mit deutschen Produkten verwöhnt werden können", fordert der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, Ernst Hinsken (CSU). Die Fifa geht daher dem Vernehmen nach inzwischen davon aus, dass der Rahmenvertrag mit den Amerikanern den Ausschank von deutschem Bier zusätzlich nicht ausschließt. Es gebe bereits Gespräche mit einer heimischen Branchengröße, so ein Insider gegenüber unserer Zeitung. "Bitburger", Sponsor der Klinsmann-Kicker, ist nach eigenen Angaben mit Anheuser-Busch über einen Stadion-Ausschank in Verhandlungen getreten, "die bislang aber noch zu keinem Erfolg geführt haben", wie das Unternehmen gestern auf Anfrage mitteilte. Sollte sich die Fifa überraschend doch nicht einsichtig zeigen, bleiben die deutschen Brauer gelassen. Sie empfehlen dann für die Fußball-WM: "Wenn man zum Feiern anschließend in die Kneipe geht, weiß man erst, wie gut deutsches Bier schmeckt." Ohnehin werden sich die Fans anlässlich des Turniers noch so manches Mal verwundert die Augen reiben. Denn die Liste der Wünsche von Blatter & Co. zum Großereignis ist angeblich lang - so sollen zum Beispiel die Tartanbahnen in den Stadien grün überdeckt werden und die WM-Quartiere einen grünen Teppich ausrollen.

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