"Der Tod stärkt den Glauben"

TRIER. Auch die Menschen im Bistum Trier trauern. Die Nachricht vom Tod des Papstes erreichte viele am Samstagabend im Dom. Bischof Reinhard Marx würdigte Johannes Paul II. als charismatische Person.

Kurz nach zehn Uhr am Samstag Abend läuten die Glocken im Trierer Dom. Einige hundert Gläubige haben sich seit dem frühen Abend in der Kirche versammelt. Still beten sie für den Papst. Dom-Mitarbeiter tragen ein großes, schwarz gerahmtes Portrait von Johannes Paul II. vor den Altar. Ein Trauerflor ist in der Ecke des Bildes befestigt, zwei Kerzen werden vor dem Foto des Papstes entzündet. Stille im Dom. Es ist der Moment, den viele erwartet, aber auch gefürchtet haben: Johannes Paul II. ist tot. Eine halbe Stunde zuvor ist er in seinen Privatgemächern im Vatikan gestorben. Als das Bild hereingetragen wird, ist allen im Dom klar, was geschehen ist. Die Glocken läuten noch. Bischof Marx kommt in den Dom. Er wirkt nicht traurig. Eigentlich sollte Marx an diesem Wochenende in Münster bei den Feiern zum Bistums-Jubiläum sein. Doch bereits am Freitag hat er abgesagt. Die Todesnachricht hat sich schnell verbreitet, viele Fernsehsender haben ihr Programm unterbrochen. Statt "Pisa-Test" im Ersten und der Carmen-Nebel-Show im ZDF werden längst vorbereitete Sondersendungen ins Programm genommen. Ganz aktuell das "Wort zum Sonntag": Der Trierer Fernsehpfarrer Stefan Wahl würdigt den Papst, viele seien ihm dankbar, vermissten ihn. Zur gleichen Zeit im Dom. Bischof Marx hält einen sehr persönlichen Nachruf auf Johannes Paul II., er würdigt ihn als einen großen Zeugen des Glaubens. Einige der Gläubigen haben Tränen in den Augen. Bis kurz nach 23 Uhr betet Marx mit ihnen den Rosenkranz. Auch danach sitzen viele noch im Dom. Bis Mitternacht bleibt das Eingangstor offen. Noch in der Nacht informiert Generalvikar Georg Holkenbrink alle Dechanten des Bistums über die Trauerzeremonien in den Pfarreien. Am Sonntag kommen bereits früh die ersten Menschen in den Dom. Um zehn Uhr beginnt der normale Sonntags-Gottesdienst. Unter den zahlreichen Gläubigen auch der Trier-Saarburger Landrat Richard Groß. Viele erwarten an diesem Tag einen besonderen, einen Trauer-Gottesdienst. Freude über weltweite Einheit der Katholiken

Zwar nimmt Marx zusammen mit den Weihbischhöfen Leo Schwarz, Robert Brahm und Jörg Michael Peters daran teil, aber er hält den Gottesdienst nicht. Erst am Ende spricht er zu den Besuchern, würdigt den Papst als "großen Diener der Einheit", einen großen Zeugen des Glaubens. Die weltweite Anteilnahme am Sterben und dem Tod des Papstes mache Mut für das eigene Sterben. "Der Bischof hat mir aus dem Herzen gesprochen", sagt später eine Frau. Das Sterben gehöre zum Leben, der Papst habe das mit seinem öffentlich gemachten Leiden verdeutlicht. Sie empfinde Freude und Zuversicht, dass durch die große Anteilnahme an dem Tod die Katholiken noch enger zusammenfänden. Viele Besucher des Gottesdienstes denken so: Freude über die Erlösung und Freude über offensichtliche weltweite Einheit der Katholiken. "Sein Tod stärkt den Glauben", sagt auch der streng gläubige ehemalige Trierer Wirtschaftsdezernent Norbert Neuhaus nach dem Gottesdienst. Der Bischof ist an diesem Tag gefragt. Bereits am frühen Sonntag gibt er live aus Trier ein Interview in der Sonderausgabe des Morgenmagazins. Etliche Journalisten rufen in der Pressestelle des Bistums an, wollen einen O-Ton von Marx. Nach dem Gottesdienst gehen viele Gläubige nach vorn zum Bild des Papstes, verharren kurz. Der Dom leert sich kaum. Viele Besucher bleiben sitzen, während draußen stolze Mamas und Papas ihre gerade zum ersten Mal zur Kommunion gegangenen Kinder vor der Liebfrauenkirche fotografieren.

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