Der sichere Boden gerät ins Wanken

Die Spitze der Handwerkskammer fürchtet die gegen den Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks und dessen Stellvertreter Josef Adams eingeleiteten staatsanwaltlichen Ermittlungenn offenbar nicht. "Alle bisherigen Überprüfungen haben keinerlei Anhaltspunkte für Verfehlungen der Beschuldigten ergeben", teilte Kammer-Präsident Rudi Müller mit. Die Staatsanwaltschaft sieht das offenbar anders: Ein "Anfangsverdacht" setzt laut Gesetz "tatsächliche und zureichende Anhaltspunkte für eine Straftat" voraus.

 Die Staatsanwaltschaft will Licht ins Dunkel bringen und ermittelt gegen die HWK-Geschäftsführung. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Die Staatsanwaltschaft will Licht ins Dunkel bringen und ermittelt gegen die HWK-Geschäftsführung. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

 HWK-Chef Kocks. TV-Foto: Gabriela Böhm

HWK-Chef Kocks. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. Zu einer außerordentlichen Sitzung traf sich der Vorstand der Trierer Handwerkskammer vorige Woche. Denn der sichere Boden, den Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks und sein Stellvertreter Josef Adams trotz der im Herbst letzten Jahres bekannt gewordenen Betrügereien im Umweltzentrum unter sich glaubten, war ins Wanken geraten: Die Koblenzer Staatsanwaltschaft hatte den beiden Herren einige Tage zuvor mitgeteilt, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug gegen sie eingeleitet zu haben.

Bei der Vorstandssitzung blieben Kocks und Adams offenbar dabei, nichts mit den Unregelmäßigkeiten zu tun zu haben. Auch zuvor hatten die beiden Geschäftsführer immer wieder betont, keine Ahnung davon gehabt zu haben, dass in ihrer ehemaligen Prestigeabteilung UWZ offenbar im größeren Stil Abrechnungen manipuliert, Unterlagen gefälscht und Projektkosten künstlich in die Höhe getrieben und so Zehntausende Euro zu Unrecht kassiert wurden. "Als haltlos haben sich die öffentlichen Verdächtigungen gegenüber Vorstand und Geschäftsführung der Handwerkskammer Trier im Zusammenhang mit Manipulationen im Umweltzentrum erwiesen”, hatte die Kammer zum Beispiel Ende April mitgeteilt.

Dass jetzt doch gegen Kocks und Adams ermittelt wird, gäbe "für personelle Konsequenzen keinerlei Anlass, da die Unschuldsvermutung gilt", teilte Kammer-Präsident Rudi Müller am gestrigen Montagnachmittag mit. Schließlich basiere der Verdacht auf anonymen Anzeigen und Beschuldigungen gegen die Kammer-Spitze. Zudem hätten die von der HWK beauftragten unabhängigen Prüfer - der langjährige Kammer-Wirtschaftsprüfer und der ehrenamtliche Leiter der HWK-Schlichtungsstelle - und auch die Fördergeldgeber keinerlei Beteiligung der leitenden Mitarbeiter an den "Vorgängen" im UWZ festgestellt. Zwei anonyme Anzeigen, die im Juli und September an die Staatsanwaltschaft gegangen sind, liegen auch dem TV vor. Der Vorwurf des Subventionsbetrugs - Grund für die staatsanwaltlichen Ermittlungen - wird in beiden Anzeigen nicht erhoben. Während die Staatsanwaltschaft noch kein Ende der "schwierigen und komplexen" Untersuchungen sieht, geht die HWK-Spitze davon aus, dass die Ermittlungen "zügig durchgeführt" werden. "Damit man sich wieder uneingeschränkt auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren kann", hofft Präsident Müller auf ein schnelles Ende der Affäre. Hintergrund Handwerkskammer: Die Handwerkskammer (HWK) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts, alle Handwerksbetriebe und selbstständige Handwerker sind zur Mitgliedschaft verpflichtet und so in der Kammer organisiert. Die Trierer HWK hat rund 6750 Mitglieder. Diese entsenden aus ihrer Mitte 27 Vertreter in die HWK-Vollversammlung, die aus ihrer Mitte den neunköpfigen ehrenamtlichen Vorstand wählt, der die Kammer verwaltet. An der Spitze der verschiedenen Geschäftsfelder der Trierer HWK steht ihr hauptamtlicher Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks, der ebenfalls von der Vollversammlung gewählt wird. Sein Stellvertreter ist Josef Adams. Zusammen mit dem ehrenamtlichen Präsidenten Rudi Müller vertritt Kocks die Handwerkskammer nach außen. Zu den Aufgaben der HWK gehört es, die Handwerkerrolle, in der alle Handwerksbetriebe gelistet sind, zu führen und zu kontrollieren. Außerdem ist die Kammer verpflichtet, für die Interessen der Handwerker bei Politik und Kommunalverwaltung einzutreten.

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