Der unberechenbare Präsident: Donald Trump 100 Tage im Amt

Trier/Washington · Gebrochene Wahlversprechen, miserable Umfragewerte, gescheiterte Vorhaben: Die ersten 100 Tage von Donald Trump im Weißen Haus waren wenig erfolgreich. Wie geht's weiter?

"America first!" Rund 100 Tage ist es her, dass Donald Trump seine erste Rede als Präsident hielt, seinem Land einen miserablen Zustand bescheinigte und versprach, Amerika wieder groß zu machen.

Doch Trump tut sich schwer. Sehr schwer. Der Mann, der dachte, die US-Präsidentschaft sei nicht viel mehr als der Vorstandsposten eines besseren Unternehmens, muss gestehen: "Ich sehe gerade erst, wie groß das alles ist."

Ein guter Teil seiner Wahlkampfthemen hängt im politischen Nirwana, weit entfernt davon, im Tagesgeschäft realisiert zu werden. Selbst Trumps Haussender Fox News argumentiert: "Was auch immer passiert, Trump verfehlt in dramatischer Weise seine selbst gesteckten Ziele." Jonathan Alter, politischer Kommentator beim liberalen Sender NBC, sieht es noch deutlicher: "Dies sind die schlechtesten 100 Tage, seit diese Messlatte eingeführt wurde." Auch aus Sicht der Meinungsforscher: Sie ermittelten die schlechtesten Umfragewerte, die je ein Präsident zur 100-Tage-Marke hatte. Nur um die 40 Prozent der US-Amerikaner sind mit Trump und seinem Wirken einverstanden - verheerend.

"Eines nach dem anderen, lösen wir unsere Versprechen ein", schrieb der Präsident auf Twitter. Viel mehr, als er einlöst, muss er allerdings brechen: Die Abkehr von der Gesundheitsreform Obamacare - Trump scheiterte, trotz republikanischer Mehrheit in beiden Kongresskammern. Ein Einreisestopp für Menschen aus vorwiegend muslimischen Ländern - die Gerichte stoppten ihn. Der Mauerbau an der Grenze zu Mexiko - seine eigene Partei stellt ernste Fragen.

Von Trumps Infrastrukturprogramm ist nichts zu sehen. Auch seine Steuerreform steckt in den Kinderschuhen. Kaum ein Kohlekumpel hat seinen Job zurück. Trump spaltet die Nation. Wer ihm widerspricht, wird beleidigt, unliebsame Medienberichte sind Fake News, Zehntausende Demonstranten, die fast jedes Wochenende gegen Trump auf die Straße gehen, sind in seiner Wahrnehmung von linken Medien aufgestachelte Spinner.

Auch in Europa hat Trump, der den Brexit zunächst als großartig bezeichnete, sich nicht gerade beliebt gemacht. Trierer Politikwissenschaftler betonten bei einer Podiumsdiskussion an der Uni Trier, dass der Präsident aber auch eine Chance für die EU sein könne. Zwinge er die Gemeinschaft doch, selbstständiger zu werden - zum Beispiel bei ihrer Verteidigung. Auch könne die EU nun anstelle der USA international für Menschenrechte oder Rüstungskontrolle eintreten, was ihr neue Macht beschere. Manuel Fröhlich, Experte für Außenpolitik, rechnet damit, dass Trump angesichts der vielen innenpolitischen Probleme in die Außenpolitik flüchten wird.

Denkfabriken in Washington fürchten, Trump könne einen Krieg beginnen. Angezettelt aus Wut oder Frust. Tatsächlich erwägen die USA nach dem Luftangriff auf eine Militärbasis in Syrien militärische Optionen gegen Nordkorea. Die USA wollen Pjöngjang zum Abbau seiner Atomraketen zwingen. Der Aufbau eines umstrittenen Raketenabwehrsystems in Südkorea hat begonnen.Mehr zum Thema

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Donald Trump in Zahlen
Twitterbotschaften: 460, Wochenenden im Weißen Haus: 7, im Ressort Mar-a-Lago: 7, unterzeichnete Dekrete: 25, Gesetze: 28, gestoppte Einreiseverbote: 2, Treffen mit Regierungschefs: 13, Telefonate mit Merkel: 6.

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