Deutsche im Poker-Fieber

Statt am realen Tisch wird per Bildschirm gezockt: Laut einer Studie wächst in Deutschland eine neue Generation an Poker-Spielern heran, die online bluffen und Karten offen legen.

Berlin. Das große Geld hat Peter Wittmann noch nicht gewonnen. Über sechs Wochen lang kämpfte sich der 25-jährige Zeitsoldat aus dem bayerischen Örtchen Mosbach von Online-Turnier zu Online-Turnier, um sich für die Poker-WM in Las Vegas zu qualifizieren. Doch als es schließlich in der US-amerikanischen Wüstenmetropole zur Sache ging, versagten ihm schon am ersten Tag die Nerven. "Poker ist wie eine Art psychologische Kriegsführung mit einem Glücksfaktor drin", erzählt Wittmann. Vom schnellen Aus im Poker-Olymp lässt er sich aber nicht entmutigen: "Das bleibt mein Hobby." Wie Wittmann geht es offenbar immer mehr jungen Leuten in Deutschland. Nach einer noch unveröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Online-Portals "PokerRoom .com" wächst eine Generation junger Pokerfans heran. 70 Prozent aller am Online-Poker Interessierten sind unter 30. Fast jeder Vierte (24 Prozent) in dieser Altersgruppe gab an, sich gern einmal online im Pokern zu versuchen."Ein Paket Karten und los geht's"

Zwölf Prozent der jungen Generation haben mindestens einmal im Internet Poker gespielt. Und wer erst einmal die Grundregeln beherrscht, findet laut Umfrage Gefallen daran, sein Geschick beim Pokern im virtuellen Raum zu verbessern. Acht Prozent der Befragten unter 30 Jahren pokern sogar mindestens einmal in der Woche per Internet. Die ältere Generation kann der neuen Spielleidenschaft hingegen wenig abgewinnen. Unter den 40- bis 59-Jährigen bekunden nur drei Prozent Interesse am Online-Poker. Bei den über 60-jährigen ist es nur ein Prozent. Woher rührt die Faszination dieses Kartenspiels? "Man braucht keine Ausrüstung, man nimmt ein Paket Karten und fängt an", sagt Wittmann. Auf der Internet-Seite des Pokerclubs Berlin wird behauptet, dass Pokern "wie das richtige Leben" sei. Bleibt das Problem, ob der Spieltrieb in Sucht und Verschuldung umschlagen kann. Laut Experten gibt es dafür praktisch keine Anzeichen, was auch daran liege, dass Poker kein reines Gewinnspiel sei. Wittmann ist geteilter Meinung: "Sicher kann Poker abhängig machen. Andererseits haben Online-Anbieter auch Mechanismen zum Selbstschutz eingebaut." Wer mitpokert, kann sich ein finanzielles Limit vorgeben. Wittmann selbst hatte für sein Las-Vegas-Abenteuer ganze zwei Euro investiert für die Teilnahme am ersten Online-Vorausscheid. Alle weiteren Kosten bis hin zum WM-Aufenthalt inklusive 10 000 Dollar Startgeld übernahm der Online-Anbieter, bei dem die Vorrunden ausgespielt wurden. Texas Hold'em Unter den verschiedenen Pokervarianten ist "Texas Hold'em" besonders populär. Pro Spieler werden verdeckt zwei Karten ausgeteilt. In mehreren Schritten werden dann fünf gemeinschaftliche Karten offen auf den Tisch gelegt. Gewonnen hat, wer aus den vorhandenen sieben Karten das beste Blatt mit fünf Karten bilden kann. (vet)

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